Machtwechsel in Simbabwe: Robert Mugabe tritt zurück
Der 93-jährige Langzeitherrscher von Simbabwe reicht den Rücktritt ein. Das Parlament hätte ihn ansonsten des Amtes enthoben. Auf der Straße wird gefeiert.
BERLIN taz | Robert Mugabe ist als Präsidentvon Simbabwe zurückgetreten. Der 93-jährige Staatschef, der die Geschicke seines Landes seit der Unabhängigkeit 1980 bestimmt hatte, erklärte seinen Rücktritt schriftlich in einem Brief, den Parlamentspräsident Jacob Mudenda am späten Dienstag nachmittag vor den Abgeordneten vorlies.
„Ich, Robert Gabriel Mugabe, reiche hiermit, nach den Bestimmungen von Artikel 96 der Verfassung von Simbabwe, meinen Rücktritt mit sofortiger Wirkung ein“, so das Schreiben.
Die versammelten Abgeordneten brachen in Jubel aus. Sie waren zusammengetreten, um über einen Antrag der Regierungspartei ZANU/PF (Simbabwe Afrikanische Nationalunion / Patriotische Front) zur Amtsenthebung Mugabes abzustimmen.
Am Sonntag hatte die Partei, die aus der ehemaligen bewaffneten Befreiungsbewegung des Landes hervorgegangen ist, Mugabe als Parteichef abgesetzt und ein Amtsenthebungsverfahren angekündigt, sollte er nicht von selbst auch als Staatschef zurücktreten. Dies hatte er danach zunächst nicht getan.
Spontane Freudenkundgebungen
Die Parlamentssitzung hatte aufgrund des großen Andrangs mit Verzögerung begonnen und war in eine größere Halle verlegt worden.
Auf den Straßen der Hauptstadt Harare gab es nach Mugabes Rücktrittserklärung spontan Freudenkundgebungen. Auf sozialen Netzwerken zeigten sich viele Simbabwer von den Ereignissen emotional überwältigt.
Erst am Samstag waren landesweit drei Millionen Menschen auf die Straße gegangen, um Mugabes Rücktritt zu fordern. Der Staatschef hatte sich diesem Schritt widersetzt, nachdem die Armee des Landes in der Nacht zum Mittwoch die Kontrolle über Simbabwe übernommen und Mugabe unter Hausarrest gestellt hatte.
In den Tagen danach hatte sie gezögert, Mugabe selbst zu stürzen, aber den Druck aus der Gesellschaft und aus seinen eigenen Reihen zu diesem Schritt ermutigt.
Wie wird der Übergang zu freien Wahlen geregelt?
„Ich dachte nie, dass ich diesen Tag erleben würde“, schrieb auf Twitter der Kommentator Trevor Ncube. „Dies ist ein Schritt auf dem Weg in das Simbabwe, das wir wollen. Es wird nicht einfach sein.“
Es wird erwartet, dass Emmerson Mnangagwa, der am 6. November auf Betreiben der bisherigen First Lady Grace Mugabe entlassene Vizepräsident von Simbabwe, nun das Amt des Staatschefs übernimmt. Abzuwarten bleibt, welche Art von Übergangsregelung bis zu freien Wahlen ausgehandelt wird.
Das Amtsenthebungsverfahren im Parlament wurde nach Mugabes Rücktrittserklärung ausgesetzt.