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Angriff im nordsyrischen Atareb53 Menschen bei Luftangriff getötet

Drei Luftangrigffe sollen auf einen Markt im syrischen Atareb geflogen worden sein – ob von Russen oder vom syrischen Regime ist unklar. Die Folgen sind brutal.

Nur noch Trümmer in den Straßen von Atareb Foto: dpa

Beirut ap/afp | Mindestens 53 Menschen sind nach Angaben von Aktivisten bei einem Luftangriff auf eine von Rebellen gehaltene Stadt im Nordwesten Syriens getötet worden. Drei Luftschläge hätten am Montag einen Markt in der Stadt Atareb nahe Aleppo sowie eine angrenzende Polizeiwache getroffen, teilte die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Ob Kampfjets der syrischen Regierung oder von deren wichtigstem Unterstützer Russland hinter der Attacke stünden, sei noch unklar, erklärte die Beobachtungsstelle.

Die Organisation steht den syrischen Regierungsgegnern nahe. Sie stützt sich auf ein Netzwerk von Informanten in Syrien, ihre Angaben sind von unabhängiger Seite schwer zu überprüfen.

Das lokale Aktivistenmedium Thika meldete mindestens 47 Tote sowie mehr als 90 Verletzte. Bilder des lokalen Aktivistenmediums Thika zeigten, wie Rettungskräfte und Zivilisten Opfer und Gliedmaßen aus Trümmern zogen. Überlebende bargen Leichen mit entstellten Schädeln, die durch die Kraft der Explosionen auseinandergerissen worden waren.

Auf Atareb haben russische und syrische Kampfflugzeuge seit 2015 wiederholt Luftangriffe geflogen. Die Stadt ist zur Heimat Zehntausender Flüchtlinge geworden, die durch Kämpfe aus anderen syrischen Gebieten vertrieben worden sind.

Region war durch Deeskalationsabkommen geschützt

Während die größte syrische Stadt Aleppo von der syrischen Regierung kontrolliert wird, befindet sich der ländliche Raum im Umkreis der Stadt in Oppositionshand. Die Region im Nordwesten Syriens sollte eigentlich durch ein sogenanntes Deeskalationsabkommen geschützt sein, das im Mai von Russland, dem Iran und der Türkei vereinbart worden war.

Während des seit mehr als sechseinhalb Jahren andauernden Konflikts in Syrien sind mindestens 400 000 Menschen getötet worden. Elf Millionen Menschen wurden aus ihren Heimatorten vertrieben – das ist knapp die Hälfte der Gesamtbevölkerung Syriens.

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15 Kommentare

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  • Scheint so, als ob der Angriff dem Vorsitzenden des "Aleppo City Council" Brita Haji Hasan und seinem Führungsstab galt. Die TASS berichtete vor ein paar Tagen, daß er sich in Atarib aufhält (http://tass.com/politics/910930).

     

    Obwohl davon auszugehen ist, daß die Russen bei solchen Einsätzen genausowenig zimperlich sind wie die Amerikaner, kann man wohl annehmen, daß die Zahl der zivilen Opfer, die von den Weißhelmen genannt wird, wie üblich auch die getöteten "moderaten Rebellen" enthält.

  • Hoffentlich war die Aktion militärisch erfolgreich und somit hilfreich, den Krieg schneller zu beenden.

     

    Die Medienvertreter der "Westlichen Wertegemeinschaft" sind immer sofort zur Stelle, wenn es darum geht, das Vorgehen der syrischen Regierungstruppen oder der Russen anzuprangern, aber als es darum ging, für die Menschen, z.B. die Geretteten aus Aleppo, humanitäre Hilfe zu leisten, hat sich von denjenigen, denen in ihren Moralpredigten immer so viel Schicksal des syrischen Volkes gelegen ist, niemand blicken lassen, das hat man ganz unprätentiös den angeblichen "Schlächtern aus Russland" & Co. überlassen.

     

    Die Menschen in Syrien haben zum Glück ihre eigene Erinnerungsfähigkeit und werden am Ende ganz genau wissen, wer ihnen wirklich geholfen hat, oder wer sie nur zu Propagandazwecken benutzte.

    • 8G
      81622 (Profil gelöscht)
      @Khaled Chaabouté:

      Erzählen sie doch keinen Unsinn! Nach UN-Angaben haben Russland und Assads Soldateska Krankenhäuser und Hilfskonvois in Aleppo geziehlt mit Luftangriffen in Grund und Boden gebombt. Nach UN-Untersuchungen hat Assad mehrmals Giftgas eingesetzt. Die Menschen in Syrien und der Welt wissen genau, dass Kriegsverbrecher wie Assad nach Den Haag gehören.

  • 8G
    81622 (Profil gelöscht)

    Es ist einfach unerträglich, wie Russen und Assad weiter das syrische Volk abschlachten, ohne irgendeine Konsequenz fürchten zu müssen. Dass die europäische "Linke" - vormals Garant für moralische Empörung und Mobilisierung gegen Völkermord - nun seit Jahren unfähig ist, klar Stellung zu beziehen, zeigt, was aus ihr geworden ist: ein Haufen selbstgefälliger Eurozentristiker, die sich schon lange vom Begriff des Internationalismus und der humanitären Verpflichtung verabschiedet haben.

    • @81622 (Profil gelöscht):

      Es ist bedauerlich, dass immer wieder Unbeteiligte zu Schaden kommen. Anscheinend hat die europäische Linke z.B. aus Jugoslawien und dem Irak gelernt, dass Kollateralschäden unvermeidlich sind und überlässt das Empörtsein deshalb anderen. Die Begriffe "Massaker" oder "Völkermord" sind vollkommen fehl am Platz.

      • 8G
        81622 (Profil gelöscht)
        @markstein:

        Bei Einsatz von Massenvernichtungswaffen durch die Russen und Assad, wie Giftgas und Fassbomben auf Wohngebiete mit 400.000 Toten und 10 Millionen Vertriebenen, kann ja wohl von Massakern gesprochen werden. Im Vietnamkrieg sprach die Linke auch von Völkermord. Um was es doch geht, ist die Unfähigkeit der Linken auf so eine Katastrophe politisch und humanitär zu reagieren, d.h. sich klar auf die Seite der Opfer zu stellen. Dies sind zum überwältigenden Teil, Opfer des Regimes und Putins Grossmachtphantasien.

        • @81622 (Profil gelöscht):

          Sie scheinen ein Bedürfnis zu haben sich an irgendwelchen "Linken" oder "europäischen Linken" anhand von Vietnam bis Syrien abarbeiten zu müssen. Können Sie ja gerne machen, aber Unsinn wie Massenvernichtungswaffen und Völkermord sollten Sie stecken lassen.

          Diese ach so unfähigen Linken haben diese "Katastrophe", wie Sie es bezeichnen, nun mal nicht angezettelt und als sie am Laufen war auch nicht befeuert. Das waren andere, mit vielen Waffen und viel Geld. Das sollten Sie wissen, scheint Sie aber nicht zu stören. Vielleicht mal darüber nachdenken was in Syrien das wirkliche Problem ist.

           

          Im übrigen hat sich Putin seine Grossmachtphantasien auch erst ausgedacht, als das Land schon in Trümmern lag und dabei war, von Islamisten der unterschiedlichsten Couleur ins Meer getrieben zu werden.

    • @81622 (Profil gelöscht):

      Es ist einfach unerträglich, wie "die USA" und und "der Irak" und "Saudi Arabien" weiter das "syrische irakische und kurdische Volk "(Mossul z.B.) inclusive im Jemen abschlachten, ohne irgendeine Konsequenz fürchten zu müssen.

       

      Nur das ganze Bild beschreibt die Wahrheit. Und Aktivisten (insbesonders Weißhelme) sind bezahlte Propagandaprofis!

      • 8G
        81622 (Profil gelöscht)
        @conny loggo:

        Dass die "USA" die Kurden abschlachten, davon kann nun wirklich nicht die Rede sein. Reden Sie doch mal mit der YPG. Die werden Ihnen erklären, wie wichtig die miltärische Unterstützung der USA für ihre kurdischen Kämpfer ist, u.z. sowohl gegen ISIS, als auch gegen die Türkei in Syrien. ...ist schwer zu verstehen und passt nicht recht ins linke Weltbild, aber so ist es nun mal.

    • 8G
      81331 (Profil gelöscht)
      @81622 (Profil gelöscht):

      ...wieso sollte sich die "europäische "Linke"" gegen sog. Völkermord mobilisieren? Für was gibt es eine Bundesregierung, ein Europaparlament?

      Just for fun?

      Wieso fördert 'unsere' Regierung das Abschlachten in sog. Nahen Osten, z.B. durch Waffenlieferungen an Saudi Arabien?

      • 8G
        81622 (Profil gelöscht)
        @81331 (Profil gelöscht):

        Ihre Fragen beweisen, was ich sage: die "Linke" schiebt die Verantwortung des Konflikts in Syrien und die Notwendigkeit zu handeln auf ihre Lieblingsfeinde (BRD-Regierung und EU) , erwähnt dabei aber nicht Russland als Hauptverantwortlichen für die Massaker. Mir ist nicht bekannt, dass Russlands Bomber mit saudiarbischen Waffen bestückt wären...die sind derzeit damit beschäftigt den Jemen in Grund und Boden zu bomben...aber eben nicht in Syrien...das muss auch jemand der "Linken" verstehen.

        • 8G
          81331 (Profil gelöscht)
          @81622 (Profil gelöscht):

          ...der Jemen steht vor einer Hungerkatastrophe und Deutschland liefert weiter fröhlich Waffen an das Regime in Saudi-Arabien.

          Klar, die deutschen Waffenhersteller wollen auch ein paar Milliarden abgreifen und den USA nicht den ganzen Kuchen überlassen. Und stelle mir auch die Frage, woher kommen die ganzen Waffen, welche die diversen sog. Rebellen in Syrien benutzen?

          Die müssen ja irgendwo hergestellt werden, die bauen die sog. Rebellen doch nicht in Heimarbeit?!

          • 8G
            81622 (Profil gelöscht)
            @81331 (Profil gelöscht):

            genau...Kalaschnikovs, die weltweit meist genutze Kleinwaffe überhaupt, stammt im Nahen Osten ja auch aus dem Westen, nicht wahr?...Russen exportieren nämlich gar keine Waffen...absurd

        • @81622 (Profil gelöscht):

          "die Notwendigkeit zu handeln "

           

          Es ist immer einfach, andere in den Krieg zu schicken. Allerdings sollte man in der Auseinandersetzung Saudi-Söldner versus Iran/Putin-Söldner schon sehr sicher sein, wer die Guten und wer die Bösen sind.

           

          Sie scheinen da feste Überzeugungen zu haben.

    • @81622 (Profil gelöscht):

      Auf zum Kampfeinsatz nach Syrien! Meldungen von Freiwilligen nimmt die nächstgelegene salafistische Moschee entgegen. Hoch die internationale Solidarität!

       

      Es wartet der Sozialismus bzw. wahlweise 40 Jungfrauen