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Bis auf Weiteres besetzt

In Braunschweig eskaliert der Streit zwischen Student*innen und der HBK. Ministerin will vermitteln

Es werde ein sich grundsätzlich verschlechterndes Klima fürs Studium festgestellt, sagen die Besetzer*innen

Von Bettina Maria Brosowsky

Es war einmal ein Werbeversprechen der Braunschweiger Hochschule für bildende Künste. Das hieß: 24/7. Mit ausreichend und gut ausgestatteten, rund um die Uhr geöffneten Werkstätten und Ateliers wollte man Studierende anlocken. Allerdings hat sich diese großzügige Handhabung wohl nie in einer offiziellen und rechtskräftigen Hausordnung niedergeschlagen.

Im September 2016 wurden plötzlich die Öffnungs- und Nutzungszeiten eingeschränkt, ein Wachdienst eingestellt, der für Ordnung sorgen soll. Bis 20 Uhr soll der reguläre Betrieb gehen dürfen, an Wochenenden bleiben die Ateliers ganz geschlossen.

Um auf diesen Missstand hinzuweisen, griffen die Studenten zu radikalen Mitteln: Besetzung und Boykott. Zuerst wurde der traditionelle Rundgang zum Semesterabschluss 2017, der auch Galeristen und Kuratoren anziehen soll, boykottiert. Man wolle sich nicht vor den Karren der Hochschulverwaltung spannen lassen und eine propere Leistungsschau präsentieren, deren Grundlagen gerade erodieren, hieß es damals.

Nun ist seit dem 17. Oktober der Stammsitz der freien Kunst, ein umgenutzter Gewerbebau abseits des zentralen Campus, bis auf weiteres besetzt. Rund 80 Studierende harren hier aus, bezeichnen ihre Aktion als symbolisch, stellvertretend für alle Fachbereiche, um auf eine verfahrene Situation aufmerksam zu machen.

Es werde ein sich grundsätzlich verschlechterndes Klima fürs Studium festgestellt, das sich etwa in schleppenden Neuberufungen, Sparzwängen und mangelhafter Kommunikation zwischen Verwaltung und Studierenden ausdrücke, heißt es von den Besetzer*innen. So verlaufe etwa auch die Planung eines großen Neubaus für die freie Kunst am zentralen Campus ohne Einbeziehung der Studierenden. Die ganze Aktion verlaufe bisher friedlich, meldet die Polizei.

Eine von studentischer Seite gesetzte Frist zum aufklärenden Gespräch sei am 16. Oktober verstrichen, stattdessen erreichte die Studierenden am 18. Oktober nun die schriftliche Mitteilung vom Präsidium, dass die symbolische Besetzung rechtswidrig und ein Strafverfahren eingeleitet sei, heißt es in einer Pressemitteilung des studentischen Sprechers Malte-Levin Behrens.

Jetzt schaltet sich sogar Niedersachsens Wissenschaftsministerin ein. Gabriele Heinen-Kljajic (Grüne) schlägt einen Runden Tisch vor. „Selbstverständlich müssen sich die Studierenden an Regeln halten. Gleichzeitig ist eine nutzergerechte Regelung für die Öffnung der Ateliers erforderlich“, sagte ein Ministeriumssprecher am Donnerstag. Die Ministerin werde hierzu das Gespräch mit HBK-Präsidentin Vanessa Ohlraun suchen. Von dieser war bisher keine Stellungnahme erhältlich, da sie derzeit krankgeschrieben ist.

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