Bayern Münchens Robert Lewandowski: Vom Ich zum Wir

Vor dem Champions-League-Spiel gegen Celtic Glasgow ist dem FC Bayern München nicht bange. Denn Angreifer Robert Lewandowski ist wieder mopsfidel.

Robert Lewandowski beim Jubeln

Bayrische Probleme: Robert Lewandowski hat wieder bessere Laune Foto: dpa

MÜNCHEN taz | Manchmal fügt sich alles innerhalb von wenigen Tagen zum Guten oder wenigstens zum Besseren. Diese erste Hälfte im Oktober, sie hätte für Robert Lewandowski jedenfalls kaum schöner sein können. Uni-Abschluss, erfolgreiche WM-Qualifikation mit Polen, eine Straße in einem kleinen südpolnischen Dorf, die nach ihm benannt wurde, und dann noch ein neuer Trainer beim FC Bayern.

Dabei schien der Wechsel von Carlo Ancelotti zu Jupp Heynckes für den Stürmer des deutschen Rekordmeisters persönlich gar nicht so wichtig zu sein. Er hat beim Italiener immer gespielt und wird dies vermutlich auch bei dessen Nachfolger, der an diesem Mittwoch beim dritten Gruppenspiel der Münchner gegen Celtic Glasgow sein Champions-League-Comeback an der Linie feiert.

Lewandowski dürfte in der vergangenen Woche halbwegs gut gelaunt aus der Länderspielpause zurückgekommen sein zum FC Bayern, aber das war womöglich auch im September so gewesen. Viel interessanter ist, dass er dies auch nach ein paar Trainingstagen und einem Spiel noch ist, also gut gelaunt. Lewandowski spürte wohl, dass nun etwas anders ist unter Heynckes. „Er will, dass wir auch auf die Kleinigkeiten fokussiert sind. Im Training ist jeder Pass, jeder Torschuss wichtig. Wir müssen immer fokussiert bleiben.“ Lewandowski lachte viel, auch nach dem 5:0 gegen Freiburg, und nicht nur, weil er ein Tor erzielte, sondern gemeinsam mit den Kollegen.

Das sind kleine Indizien, dass der Pole dabei sein könnte, wieder mehr ans Kollektiv und weniger an seine Ich-AG zu denken. Zuvor hatte er das Gefühl vermittelt, eine Last aus der vergangenen Saison mitzuschleppen, als er das Duell mit Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang um den Titel des besten Torjägers knapp verloren hatte. Er selbst sagte zwar, dass „der Fall abgeschlossen“ sei für ihn, aber sein Berater Maik Barthel hatte öfters verkündet, wie groß die Enttäuschung Lewandowskis über Mitspieler und Trainer gewesen sei, ihn im Sommer bei der Jagd nach der Torjägerkanone nicht ausreichend unterstützt zu haben.

Spätestens mit dem Betreten des Trainingsgeländes oder dem Überstreifen des Bayern-Trikots schien sich die Stimmung beim 29-Jährigen regelmäßig einzutrüben. Er wirkte nicht nur auf dem Platz manchmal lustlos, sondern winkte verärgert ab, wenn ein Kollege lieber selbst ins Tor schoss, statt querzulegen auf Lewandowski – wie Jo­shua Kimmich gegen Anderlecht. Lewandowski ließ die Mannschaft deutlich spüren, dass er sie nicht mehr für gut genug hält, den ganz großen Coup zu landen – und war dabei selbst nicht überragend.

Er wirkte nicht nur manchmal lustlos, sondern auch genervt von den Kollegen

Seine Bilanz kann sich trotzdem sehen lassen. In neun der elf Pflichtspiele dieser Saison hat er getroffen, zwölf Tore insgesamt stehen zu Buche. Konsequenzen hatten seine gelegentlich aufreizenden Auftritte unter Ancelotti keine, zum einen, weil offensichtlich beim nachsichtigen Italiener kaum einmal etwas Konsequenzen hatte, wie nach dessen Entlassung zu vernehmen war, zum anderen, weil es niemanden gab, der ihn ersetzen hätte können. „Natürlich können auch andere Tore erzielen, aber ich bin derjenige, der Spiele entscheiden soll“, sagte er in einem vor dem Münchner Trainerwechsel geführten Interview mit 11 Freunde.

Lewandowski gehörte zwar bei Heynckes’ Therapiestunden nicht zu den dringlichsten Patienten, aber er dürfte vom 72-Jährigen auch einen Vortrag über Teamgeist und respektvollen Umgang bekommen haben. Gegen Freiburg war er nicht nur stets mittendrin, sondern wusste auch zu gönnen. Beim 5:0 hätte er den Ball über die Linie drücken können und so Kimmich den Treffer stibitzen, aber er verzichtete. Und wenn er spricht, redet er nun wieder viel von „wir“ und weniger von sich.

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