Antisemitismus in Deutschland: Zahl der Delikte gestiegen
681 Delikte wurden im ersten Halbjahr 2017 erfasst – vier Prozent mehr als im Vorjahr. Grünen-Politiker Volker Beck vermutet zudem eine hohe Dunkelziffer.
BERLIN dpa | SPD-Generalsekretär Hubertus Heil hat angesichts steigender antisemitischer Delikte in Deutschland Alarm geschlagen. Der Antisemitismus sei ein „Riesenproblem“, sagte er im Welt-Wahlchat: „Rechtsradikale und Neonazis bedrohen Menschen jüdischen Glaubens. Das ist nicht akzeptabel.“
Antisemitismus sei außerdem im islamischen Fundamentalismus beheimatet sowie bei „Menschen, die aus Regionen zu uns gekommen sind, in denen Antisemitismus eine politische Doktrin ist“, fügte Heil hinzu. Dagegen gelte es vorzugehen.
Die Zahl antisemitischer und antiisraelischer Delikte in Deutschland habe leicht zugenommen, berichtet die Zeitung unter Berufung auf schriftliche Fragen des Grünen-Bundestagsabgeordneten Volker Beck und die Antwort der Bundesregierung darauf. Demnach wurden im ersten Halbjahr 2017 insgesamt 681 derartige Delikte erfasst und damit 27 Taten mehr (plus vier Prozent) als im Vergleichszeitraum des Vorjahres – damals waren es 654.
Dies seien aber nur die Fälle, „bei denen sich die Betroffenen getraut haben, zur Polizei zu gehen“, sagte Beck der Welt. „Die Dunkelziffer, steht zu befürchten, ist wohl deutlich höher.“
Experten würden bezweifeln, dass alle diese Taten „rechtsextremistisch motiviert“ seien. So würden „Juden raus“-Schmierereien in Statistiken generell als rechtsextrem ausgewiesen, obwohl diese Parole auch in islamistischen Kreisen populär sei.
Leser*innenkommentare
mowgli
Hoppla! Wie konnte Volker Beck dann auf die Idee kommen, es könnte eine nennenswerte "Dunkelziffer" an Opfer „antisemitischer und antiisraelischer Delikte“ geben, die sich „nicht getraut haben, zur Polizei zu gehen?“ Und wie kommt "meine" Tageszeitung darauf, das so lapidar auf ihre Webseite zu "drucken"?
Ich hatte bisher angenommen, der Anti-Anti-Semitismus sei so etwas wie eine Staatsdoktrin in Deutschland und Israel ein Freund und Bündnispartner? Glaubt Beck das nicht? Nimmt er an, der deutsche Innenminister hat „seine“ Polizei nicht „im Griff“ oder – was noch viel schlimmer wäre – er will sie gar nicht „in den Griff“ kriegen, weil er andere Prioritäten oder selber Ressentiments hat? Glaubt Beck etwa, dass eine nennenswerte Zahl von Juden und/oder Israelis glaubt, die deutsche Polizei sei grundsätzlich antisemitisch bzw. antiisraelisch eingestellt? Wenn ja: Worauf gründet sich dieser Glaube? Auf eigener Erfahrung oder auf dem Hörensagen? Und was ist dran aus Sicht der taz?
Fragen über Fragen – und keine Antworten in "meiner" tageszeitung. Die meldet, was man ihr diktiert und fragt nicht kritisch nach. Hintergrund-Information? Total-Ausfall. Wie soll ich mir denn so, bitteschön, eine Meinung bilden können? Vier Prozent sind doch nicht einmal eine große Zahl! Das kann doch auch eine statistische Schwankung sein – oder das Ergebnis einer Neudefinition derartiger Delikte! Soll mir jetzt etwa auf Verdacht die Spucke laufen? Bin ich ein Hund? Belle ich russisch?
81331 (Profil gelöscht)
Gast
..."Belle ich russisch?" Ja.
Und Sie haben's nicht mal bemerkt ; )
Nennt man Konditionierung, glaub' ich.
88181 (Profil gelöscht)
Gast
Die Hauptsache ist ja wohl, dass Sie mal wieder so richtig vom Leder ziehen konnten.
Wie kann man sich angesichts einer solchen vergleichsweise lapidaren Meldung derartig aufführen?
elPeh
Es gibt viele Gründe, dass es sicherlich bei so ziemlich allen Verbrechenstatistiken eine Dunkelziffer gibt. Das können echte oder eingebildete Ressentiments der Polizei gegenüber der Opfergruppe sein, aber auch durch ein Trauma hervorgerufene Paranoia und gefühlte Hilflosigkeit, der Wunsch es einfach zu vergessen, oder nicht noch mehr Staub aufzuwirbeln, falls das Opfer sich weiterhin bedroht fühlt etc. etc.
Natürlich kann man davon ausgehen, dass es eine Dunkelziffer gibt.