Haftstrafe für den Samsung-Chef: Von Samsung für VW & Co lernen
Das Urteil könnte einen Epochenwandel anzeigen. Die Macht der Konzerne wird in Südkorea als großes Problem erkannt.
„Too big to jail“ (zu groß fürs Gefängnis) hieß es bisher über die Chefs der südkoreanischen Chaebol, der Großkonglomerate im Familienbesitz. Diese Konzerne dominieren Südkoreas Wirtschaft, prägen aber auch deren globale Stärke. Unter ihnen ist Samsung, u.a. der Weltmarktführer bei Smartphones, der allergrößte Player.
Innenpolitisch gebärden sich die Chaebol mächtiger als die gewählte Regierung. Mit dem Gesetz nehmen sie es nicht so genau – was sie bisher auch gar nicht nötig hatten. Denn es gab bei Gesetzesverstößen stets nur Bewährungsstrafen, danach wurden die Tycoone vom Präsidenten begnadigt.
Wenn jetzt also der Samsung-Erbe und De-facto-Firmenchef unter anderem wegen Korruption zu fünf Jahren Haft verurteilt wird, lässt das aufhorchen. Es ist die höchste Strafe, die es je für einen Chaebol-Chef gab.
Epochenwandel in Südkorea, nicht in Deutschland
Das Urteil vom Freitag könnte einen Epochenwandel anzeigen: In Südkorea soll künftig niemand mehr über dem Gesetz stehen – auch nicht Samsung.
In der öffentlichen Wahrnehmung gelten die Chaebols inzwischen nicht mehr als Segen. Vielmehr wird heute ihre Macht als großes Problem erkannt.
Ist Südkorea damit inzwischen weiter als Deutschland? Der Dieselskandal bei uns zeigt, wie die hiesige Automobilindustrie die Politik bis hin zu den Grünen mamipuliert und sich um Umweltgesetze nicht schert.
Statt etwa dem VW-Chef den Prozess zu machen, dürfen uns jetzt die Autokonzerne mit einer neuen Software für dumm verkaufen. Hat das Urteil in Seoul gegen den Samsung-Chef Bestand, ist Südkorea da inzwischen weiter.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Interner Zwist bei Springer
Musk spaltet die „Welt“
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Kaputte Untersee-Datenkabel in Ostsee
Marineaufgebot gegen Saboteure
BSW-Anfrage zu Renten
16 Millionen Arbeitnehmern droht Rente unter 1.200 Euro
Nach dem Anschlag von Magdeburg
Wenn Warnungen verhallen
Psychiater über Kinder und Mediennutzung
„Die Dinos bleiben schon lange im Schrank“