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Indien wendet sich von Kohle ab

Energie Noch ist der Subkontinent drittgrößter Luftverpester der Welt. Aber die Erneuerbaren kommen

NEU-DELHI ap | Ein Koloss, der Kohlenstoff en masse ausstößt und Wärmekraftwerke hat, die mehr und mehr Kohle benötigen – dieses Bild von Indien stimmt nicht mehr ganz. In den vergangenen zwei Jahren hat sich die Kohlenachfrage in Indien so verlangsamt wie seit dem Ende der 90er Jahre nicht – und das bei einem Wirtschaftswachstum von 7 Prozent jährlich. Indiens Wärmekraftwerke sind schon seit Jahren nicht mehr mit voller Kapazität betrieben worden, gerade mal bei 57 Prozent lag die Auslastung im Juni, so wenig wie nie zuvor.

Seit Jahren argumentiert das Land bei globalen Klimagesprächen, das Recht auf den Ausbau seiner Kohlestromproduktion sei wichtig. Nur so könne die Entwicklung vorangetrieben werden und Hunderten Millio­nen Menschen aus der Armut geholfen werden. Dementsprechend steht Indien auf der Liste der Staaten mit dem größten Ausstoß von Kohlendioxid derzeit auf Platz drei. Kohlekraft macht noch immer den größten Teil der Energiegewinnung aus. Angesichts der 1,3 Milliarden Einwohner und der immer schneller wachsenden Wirtschaft des Schwellenlands war erwartet worden, dass auch der Energiebedarf rasant steigen wird. Doch der Hunger nach immer mehr Kohle scheint gesättigt zu sein.

„Indiens künftige Kohlenachfrage dürfte tatsächlich nahezu abflachen“, meint Tim Buckley, ein in den Vereinigten Staaten sitzender Experte für Energiefragen in Asien. „Der von Technologien angetriebene Wandel vollzieht sich schneller als vorhergesagt.“

Gründe für das geringe Wachstum bei der Kohle sind unter anderem die niedrigeren Produktionsraten in der verarbeitenden Industrie. Aber es gibt auch immer mehr Kapazitäten bei der erneuerbaren Energie sowie eine verbesserte Energieeffizienz. So wird die Kohle in den Kraftwerken jetzt vor dem Verbrennen gewaschen. Das senkt Emissionen, produziert aber die gleiche Menge an Strom.

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