Neue Konkurrenz für Österreichs Grüne: Die Pilz-Partei
Der Ex-Grüne Peter Pilz tritt bei der Wahl im Herbst mit einer eigenen Liste an. Meinungsforscher rechnen mit einem Potenzial bis zu 15 Prozent.
Mit den ersten Kandidatinnen und Kandidaten, die Pilz auf der Liste begleiten werden, setzte er Signale. Maria Stern, bis dato Sprecherin des Frauenvolksbegehrens und Gründerin des Forums Kinderunterhalt, will sich um die Interessen alleinerziehender Mütter kümmern. Sebastian Bohrn Mena, Sohn einer aus Chile geflüchteten Mutter und eines Wiener Vaters, ist gerade erst aus der SPÖ ausgetreten. Ihm sind Menschenrechte und Tierschutz wichtige Anliegen.
Peter Kolba, der ehemalige Bereichsleiter des Vereins Konsumenteninformation, will sich für die Zulassung von Sammelklagen gegen Großkonzerne einsetzen. Im September wird sein Buch über den VW-Skandal erscheinen. Als Polyneuropathiepatient leidet er unter ständigen Schmerzen, die am besten mit THC bekämpft werden können. Da dieser Wirkstoff nur als teures Medikament erhältlich ist, fordert er die Freigabe von Cannabis für medizinische Zwecke.
Die weibliche junge Generation wird durch die gebürtige Australierin Stephanie Cox vertreten, die vor einem Jahr eine erfolgreiche Jobmesse für Flüchtlinge organisiert hat und sich sowohl mit Start-ups als auch mit Crowdfunding auskennt. Letzteres wird besonders wichtig sein, denn Pilz hat keine millionenschweren Gönner, die den Wahlkampf finanzieren würden.
Gewünschten Listenplatz verweigert
Pilz will sich nicht vorwerfen lassen, seiner ehemaligen Partei in den Rücken zu fallen. Nach seiner Beobachtung haben die Grünen in zwei Jahren die Hälfte ihrer Wählerschaft verloren.
Der Bundeskongress am 30. Juni sei nicht geeignet gewesen, Wähler zurückzuholen. Dort hatte die Parteibasis den Veteranen nicht auf den gewünschten vierten Listenplatz gewählt und eine Anzahl weiterer bewährter Mandatare demontiert. Deswegen stieg er aus. Meinungsforscher bescheinigen Pilz ein Potenzial von bis zu 15 Prozent. Das wäre mehr, als die Grünen jemals auf Bundesebene erreicht haben.
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