piwik no script img

Autoindustrie in schwerem Verdacht

Kartell der Konzerne

BERLIN dpa/taz | Schlimmer geht immer – das gilt offenbar auch für die deutsche Autoindus­trie, die schon tief in den Sumpf von Manipulationen und Tricksereien bei Dieselabgastests gesunken ist. Jetzt steht sogar der Verdacht der Bildung eines Kartells im Raum – zulasten von Umwelt, Zulieferern und Kunden. Die Firmen Volkswagen, Audi, Porsche, BMW und Daimler sollen sich in geheimen Arbeitskreisen über Technik, Kosten und Zulieferer abgesprochen haben, wie der Spiegel am Freitag berichtete.

Das Magazin beruft sich auf einen Schriftsatz, den VW bei den Wettbewerbsbehörden eingereicht haben soll. Auch Daimler habe eine „Art Selbstanzeige“ bei den Wettbewerbsbehörden hinterlegt. Volkswagen, Daimler und BMW wollten sich nicht zu dem Bericht äußern. Daimler und BMW sprachen von Spekulationen. Die Aktienkurse der Konzerne sackten am Freitag deutlich ab.

Mehr als 200 Mitarbeiter der Unternehmen sollen sich seit den 1990er Jahren in mehr als 60 geheimen Arbeitskreisen abgestimmt haben. In den Arbeitsgruppen soll es um die Auswahl von Lieferanten oder die Festlegung von Kosten für Fahrzeugbauteile gegangen sein, vor allem aber um alle Details der Autoentwicklung. Dazu gehörten demnach auch Absprachen zur Technik für die Dieselabgasreinigung – die Basis für den Dieselskandal.

Während der Treffen sollen sie darüber beraten haben, wie groß die Tanks für AdBlue sein sollten, ein Harnstoffgemisch zur Reinigung der gesundheitsschädlichen Stickoxide. Weil große Tanks teurer gewesen wären, habe man sich auf kleinere verständigt. Die Harnstoffmenge reichte aber irgendwann nicht mehr aus, die Abgase ausreichend zu reinigen – es half nur noch tricksen. rot

Lesen gegen das Patriarchat

Auf taz.de finden Sie eine unabhängige, progressive Stimme – frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen