: Endlich abtauchen
Die Luft ist rausIn dieser Woche beginnen die Berliner Schulferien. Unsere SchülerpraktikantInnen berichten, warum dies nach Wochen voller überfüllter Klassen, Lärm, zeitgleicher Prüfungen und überforderter Lehrer auch allerhöchste Zeit wird
von Ole Svensson
„Ohne die Ferien würde ich die Schule gar nicht überleben!“ Dieser Meinung sind viele meiner Klassenkameraden. Ich denke, dass solche Aussagen durchaus ihre Existenzberechtigung haben. Doch warum? Wenn man schon mit zwölf jeden Schultag von 8 bis 14 Uhr in der Schule ist, dann ist das anstrengend. Dazu kommen noch die Überfüllung der Klassen (32 Schüler) und der enorme Lärm. Trotzdem wundern sich die Lehrer, wenn die Hälfte der Klasse nicht mehr mitkommt. Klassenkameraden von mir wurden daraufhin von Lehrern als faul und unbegabt eingestuft. So werden sie dazu gezwungen, bezahlten Förderunterricht zu nehmen.
Das Schlimmste ist jedoch die Unregelmäßigkeit dieses Stresses. Das kommt daher, dass die Klassenarbeiten natürlich in allen Fächern gleichzeitig geschrieben werden. In dieser Zeit führt die schlechte Absprache der Lehrer regelmäßig zu Hausaufgabenbergen von nicht zu bewältigenden Ausmaßen.
Das heißt, zwei Wochen lang werden die Schüler mit allen möglichen Portfolios, Vorträgen und Arbeitsblättern bombardiert, um sie auf die Klassenarbeiten vorzubereiten. Ich hatte mal den Fall, dass ich trotz Mathematikarbeit am nächsten und Englischarbeit am übernächsten Tag einen Vortrag in Physik und ein Filmchen für Ethik vorbereiten musste. Da ist einfach keine Zeit mehr, um Vokabeln zu lernen, dem Hobby nachzugehen und irgendwelche Aufgaben im Lehrbuch zu erledigen. Auch das Treffen mit Klassenkameraden fällt weitgehend aus. Kein Wunder, dass in dieser Zeit oft bis zu ein Viertel der Klasse krank ist.
Die Schüler haben sich die Ferien verdient. Sie sind sozusagen die Rettung für die Schüler. Obwohl Schule ganz und gar nicht so fundamental „Scheiße“ ist, wie viele Teenager es darzustellen versuchen. Sie ist manchmal stressig und manchmal langweilig, weil die Schüler trotz unterschiedlicher Interessen alle denselben Unterricht bekommen. Was will ein Basketballtalent von Kurvendiskussionen oder der Symbiose von verschiedenen Pilzen mit Bäumen an Flussufern wissen? Andererseits: Wenn alle gleich behandelt werden, kann sich auch keiner beschweren.
Unser Schülerpraktikant ist 14 Jahre alt und geht in die 9. Klasse des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums in Prenzlauer Berg
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