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Vorsicht ist die Mutter der Hochspannungsleitung

Energie Das Bundesamt für Strahlenschutzlässt erforschen, wie gefährlich Elektrosmog ist

„Es gibt Hinweise auf Wirkungen unterhalb der Grenzwerte“

Bundesamt für Strahlenschutz

BERLIN taz | Wie stark belastet der Ausbau der Stromnetze in der Energiewende die Menschen mit „Elektrosmog“? Das will das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) mit einem umfassenden Forschungsvorhaben klären. „Es gibt Sorgen in der Bevölkerung und es gibt Verdachtsmomente“, sagte am Dienstag die neue Leiterin des BfS, Inge Paulini. Auch wenn „bislang kein Zusammenhang von Stromleitungen und gesundheitlichen Belastungen nachgewiesen wurde“, sei es die Verantwortung des Staates, diese Fragen zu klären, „um die Diskussion zu versachlichen“.

Dafür hatte das BfS am Dienstag zu einer Fachkonferenz nach Berlin eingeladen. In etwa 35 Forschungsprojekten sollen Wissenschaftler sechs Jahre lang mit einem Budget von 18 Millionen Euro klären, ob die geplanten „Stromautobahnen“ die Gesundheit der Anwohner gefährden. Derzeit sind nach Informationen der Bundesnetzagentur 43 Ausbauprojekte mit einer Gesamtlänge von 5.900 Kilometern angemeldet, 450 Kilometer sind genehmigt und 150 Kilometer gebaut.

Bisher gilt: Wenn die Grenzwerte eingehalten werden, besteht keine Gefahr. Doch es gebe „wissenschaftliche Hinweise auf mögliche gesundheitliche Wirkungen unterhalb der Grenzwerte“, heißt es vom BfS. Die Statistik zeige außerdem Zusammenhänge zwischen ­Leukämie bei Kindern in der Nähe von Überlandleitungen oder einen Zusammenhang zwischen Demenzerkrankungen und einer Arbeit mit starken Magnetfeldern, etwa in der MRT-Technik der Medizin. Andere Studien zeigten eine höhere Sterblichkeit bei Alzheimer-Patienten in der Nähe von Starkstromleitungen. Die neuen Gleichspannungs-Überlandleitungen (HGÜ), die vor allem für den Transport von Strom über weite Strecken gedacht sind, stehen im Verdacht, die Atemwege zu belasten. All diese Studien seien bisher nicht belastbar, hieß es. Weder seien sie in Tierversuchen zu bestätigen, noch seien die Zusammenhänge erklärlich.

Sie wolle „aufklären und Vertrauen aufbauen“, erklärte Paulini. Das „Aktionsbündnis gegen die Süd-Ost-Trasse“ aus Bayern forderte dann auch gleich ein Moratorium für die Netzplanung während der Forschungsprojekte. Paulini widersprach: „Wir behindern nicht den Netzausbau.“ Die neue BfS-Chefin will ihre Behörde verstärkt auf den Schutz der Bevölkerung, von Arbeitnehmern und Patienten ausrichten. Denn das BfS sucht seine Aufgabe nach der Neuordnung des Strahlenschutzes. Schließlich sind die politisch heiklen Themen wie atomares Endlager und Zwischenlagerung ins neue Bundesamt für kerntechnische Entsorgung (BfE) und die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) ausgelagert. Bernhard Pötter

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