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Eigentümerin will Schilleroper abreißen

Denkmalschutz Die Bürgerinitiative Schilleroper-Ini will den Abriss des Gebäudes verhindern. Die Eigentümerin rechtfertigt diesen mit einem Gutachten

Erst war es im 19. Jahrhundert ein Zirkus, dann ein Theater, schließlich eine Oper: Das Gebäude der Schilleroper hat eine lange Geschichte. Das zwölfeckige Gebäude ist in Deutschland einzigartig und die historische Metallkonstruktion steht unter Denkmalschutz. Die Eigentümerin Schilleroper Objekt GmbH will trotzdem abreißen – und bezieht sich auf ein von ihr bestelltes Gutachten. Autor sei ein „hochqualifizierter Experte.“

Die Schilleroper Objekt GmbH plant, auf dem Areal sozialverträgliches Wohnen mit neuen Arbeitsräumen zu verknüpfen. Geschäftsführer An­dreas Masan teilte mit, er könne derzeit keine weiteren Fragen zur Zukunft des Gebäudes beantworten. Klar ist nur, den Denkmalschutz will er dafür aufheben lassen. Das Gutachten, das für einen Abriss plädiert, liegt dem Denkmalschutzamt vor.

Das Ziel der Denkmalschützer sei es nach wie vor, zusammen mit der Eigentümerin einen Weg zu finden, das außergewöhnliche Denkmal zu erhalten und in ein denkmalpflegerisch sinnvolles und wirtschaftliches Nutzungskonzept zu integrieren, sagt Enno Isermann von der Kulturbehörde.

Tim Lessner von der Bürgerinitiative Schilleroper-Ini glaubt nicht, dass das Gutachten objektiv ist. „Das Ergebnis ist doch ein bisschen komisch“, findet er. Man habe das Gefühl, das Ergebnis sei genau so, wie die Eigentümer es gewollt hätten.

Dabei gibt es bereits ein Gutachten aus dem Jahr 2007. Das habe gezeigt, dass die Stahlkonstruktion weiterhin in einem sanierungsfähigen Zustand sei, sagt Isermann. 2012 wurde die Konstruktion unter Denkmalschutz gestellt, 2015 kaufte die Schilleroper Objekt GmbH den Bau.

Die Historikerin Anke Rees hat zur Schilleroper geforscht. „Der Zustand der Stahlkonstruktion wird sich natürlich in den elf Jahren nicht verbessert haben, da nichts zum Schutz unternommen wurde“, sagt sie. Grundsätzlich habe sich aber nicht viel verändert, da das Skelett robust und die klimatischen Bedingungen weitgehend konstant seien. „Ein von der Stadt genehmigter Abriss wäre aus historischer sowie politischer Sicht unverzeihlich“, sagt sie.

Ein No-Go ist für Tim Lessner, dass die Eigentümerin nie mit den Vertrauensleuten der Bürgerinitiative gesprochen hat. „Wir wollen jetzt versuchen, noch mehr Druck aufzubauen – auch auf die Politik“, kündigt Lessner an. Milena Pieper

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