: Middelhoff: zum Geburtstag zurück auf die Anklagebank
Justiz Ex-Arcandor-Chef steht wegen Anstiftung zur Untreue vor Gericht. Erfolgsprämie trotz Pleite
Middelhoff sagte nicht viel am ersten Verhandlungstag. Doch das Wenige genügte, um den tiefen Fall des Managers deutlich zu machen. Noch vor wenigen Jahren hatte Middelhoff als einer der einflussreichsten Firmenlenker Deutschlands gegolten. Aber als der Vorsitzende Richter nach Middelhoffs Wohnort fragte, lautete die knappe Antwort: „Das Gefängnis in Bielefeld momentan.“ Und auf die Frage nach dem Familienstand: „Verheiratet, in Scheidung lebend.“
Verschwunden ist das überschäumende Selbstbewusstsein, stattdessen wirkt Middelhoff meist in sich gekehrt. Als ihm ein Journalist eine Frage stellen will, winkt der einst so redselige Manager ab und geht wortlos vorbei.
Die Staatsanwaltschaft wirft Middelhoff im Essener Verfahren die Anstiftung zur Untreue vor. Es geht um knapp 2,3 Millionen Euro, die der Aufsichtsrat ihm als damaligem Arcandor-Chef auf sein Drängen hin als Erfolgsprämie zugebilligt haben soll, als er aus der Unternehmensführung ausschied. Wenige Monate später war der Konzern pleite.
Auf der Anklagebank sitzen auch sechs ehemalige Aufsichtsratsmitglieder. Ihnen legt die Staatsanwaltschaft Untreue zur Last: wegen der Erfolgsprämie für Middelhoff, aber auch wegen einer ähnlichen Zahlung an den früheren Finanzvorstand des Konzerns. Die Manager hätten keinen Anspruch auf das Geld gehabt und die Zahlungen hätten für das Unternehmen auch wirtschaftlich keinen Nutzen gebracht, meint die Staatsanwaltschaft.
Vor zweieinhalb Jahren wurde Middelhoff bereits in einem anderen Fall wegen Untreue zu drei Jahren Haft verurteilt.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen