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Feuerwehr fühlt sich nicht gipfeltauglich

EinsatzBerufsverband klagt über unzureichende Vorbereitung der Feuerwehr und fordert Schutzwesten

Der Berufsverband der Feuerwehr schlägt Alarm: Wenn im Juli wegen des G20-Gipfels in Hamburg der polizeiliche Ausnahmezustand herrscht, werde die Feuerwehr zwar für die Notfallkonzepte eingeplant, es mangele aber an Ausrüstung und Einsatzübungen zur Vorbereitung, kritisiert der Landes­chef Daniel Dahlke.

Die Polizei werde zurzeit mit der nötigen Ausrüstung ausgestattet und geeignete Einsatzplanungen für G20 werden vorgenommen, sagt Dahlke. „Davon ist bei der Feuerwehr weit und breit nichts zu erkennen“. Es werde lediglich Personal durch Änderung des Dienstplanes verstärkt und zusätzliche Fahrzeuge in Dienst genommen. „Das reicht bei Weitem nicht aus“, sagt Dahlke.

Wenn sich die Politik darauf berufe, dass es sich bei Ausschreitungen, Amokläufen oder eventuellen Anschlägen um eine Polizeilage handele, sei das „weltfremd“, sagt Dahlke. „Feuerwehrleute könnten zeitgleich vor Ort sein, wenn nicht sogar zuerst, wie bei vielen Fällen im ‚täglichen Geschäft‘ und müssten ungeschützt Hilfe leisten“, mahnt Dahlke.

So werde die Feuerwehr bei Ausschreitungen von der heimischen linken Szene als Retter akzeptiert, bei Autonomen aus dem Ausland sei das anders, dort werde die Feuerwehr als „Teil der Staatsmacht“ angesehen, die ihnen feindlich gesonnen sei. „Es besteht die Gefahr, dass wir zwischen die Fronten geraten und tätlich angegriffen werden“, sagt Dahlke. Daher sollten die Rettungskräfte mit Schutzwesten ausgestattet werden.

Zudem gebe es bisher keine gemeinsamen Einsatzkonzepte von Polizei und Feuerwehr für das taktische Retten aus Sonderlagen wie zum Beispiel nach einem Anschlag. „Es kann nicht angenommen werden, dass Polizeikräfte ausgebildet sind zu erkennen, welche Verletzungsmuster lebensbedrohlich und einer Priorisierung bedürfen und welche nicht“, sagt Dahlke

Der Chef des Berufsverbandes fordert, mit den Vorbereitungen sofort zu beginnen: „Die Feuerwehreinsatzkräfte sind kein Kanonenfutter, das man ungeschützt, ungeübt und ohne jegliche Erfahrung in solch potentiell gefährliche Einsatzlagen schickt“, sagt Dahlke.

Die Feuerwehrleitung hingegen weist die Aussagen des Berufsverbandes als „fachlich unbegründet“ zurück. Die bisherige Vorbereitung der Feuerwehr auf den G20-Gipfel sei hervorragend, sodass eine zielgerichtete erfolgreiche und sichere Einsatzdurchführung für die Einsatzkräfte erreicht werde, sagt Feuerwehrsprecher Werner Nölken. Kai von Appen

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