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Der Deal hat einen Haken

Kommentar

von Rolf Lautenschläger

Über die Einigung am Ku’damm

Ist das nun, wie es in der Theatersprache heißt, das Happyend für die Boulevardbühnen am Kurfürstendamm? Auf den ersten Blick könnte man das denken. Intendant Martin Woelffer und der Münchner Investor Cells haben sich – nach langjährigem Streit und Unsicherheiten für den Fortbestand der Spielstätten – mithilfe von Kultursenator Klaus Lederer auf einen Kompromiss geeinigt, der die Zukunft des Theaterstandorts sichert.

Zum glücklichen Ende zählt, dass Cells die Millionen-Investitionen für den Neubau sowie für die Ausstattung übernimmt. Woelffer erhält zudem einen langjährigen Mietvertrag mit Aussicht auf Verlängerung. Er bleibt am Ku’damm.

Angesichts der Tatsache, dass der wenig seriös agierende Eigentümer des Ku’damm-Karrees mit einem richterlichen Räumungsbeschluss in der Tasche die Theater dort jederzeit hätten strangulieren können, kommt die Einigung, frei nach Brecht, wie eine glückliche Fügung daher. Oder doch nicht? Es ist eher dem neuen Kultursenator zu danken, der mit aufgestockten Zuschüssen an das Theater – und damit an Cells – diese Einigung quasi über die Bühne gebracht hat.

Wie zum Happyend die Träne gehört, hat der Deal den Haken, dass die beiden bestehenden Häuser – die „Komödie“ und das „Theater am Kurfürstendamm“ – abgerissen werden und der Neubau in den Keller verlegt wird.

Aus Sicht der Ku’damm-Theater ist das eine Niederlage, die der Kompromiss nur schwer aufwiegt. Hat doch Woelffer immer darum gekämpft, die historischen Räume aus den 1920er Jahren zu erhalten und unter Denkmalschutz zu stellen. Auch der Abstieg ins Souterrain war für ihn nie eine Option – zumal nicht, wenn wie jetzt geplant, das Kellertheater ins Innere des Karrees verlegt werden soll und keinen direkten Eingang am Kudamm mehr erhält.

Ob das noch als ein Happyend bezeichnet werden kann, ist fraglich. Vielmehr wird eine lange Kultur- und Theatergeschichte in der Stadt zerstört und kommerziellen Interessen geopfert.

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