piwik no script img

Volker Schlöndorff inszeniert die ReueVon älteren Herren

Ein Schriftsteller trifft seine alte Flamme – klingt erstmal kitschig. Doch in Schlöndorffs „Rückkehr nach Montauk“ herrscht eisiger Ernst.

Man trifft sich immer zwei Mal: Nina Hoss spielt die ernste Ex von Stellan Skarsgård Foto: Franziska Strauss

Obwohl „Rückkehr nach Montauk“ keine Literaturverfilmung im strengen Sinne ist, merkt man dem Film doch seine Herleitung aus der literarischen Idee an. Nicht nur, dass Hauptperson Max Zorn (Stellan Skarsgård) Schriftsteller ist, er spricht auch das Motto seiner Erzählung gleich zu Beginn aus – direkt in die Kamera. Es geht um die zwei Weisen der Reue, die das Leben prägen: die eine für etwas, das man getan hat, die andere für das, was man nicht getan hat. Natürlich, schließlich redet hier ein Mann in den sogenannten besten Jahren, sind beides Mal Frauengeschichten gemeint.

Nun gibt es kaum etwas Uninteressanteres in Kino und Literatur als die eitlen Reflexionen älterer Herren über ihre Verflossenen. Aber Volker Schlöndorff gelingt mit seiner von Max Frisch inspirierten „Rückkehr nach Montauk“ eine überraschend einsichtsvolle und berührende Variante.

Von den ersten Bildern an sind es denn auch zwei schwer in cineastische Begriffe zu fassende Haltungen, die fesseln: Ernsthaftigkeit und Uneitelkeit. Für das Uneitle sorgt der großartige Stellan Skarsgård, der einen Mann verkörpern kann, der weiß, dass er äußerlich nicht viel hermacht. Es ist diese selbstbewusste, aber eben nicht demonstrative Durchschnittlichkeit, die seine Figur des Schriftstellers erträglich, wenn auch nicht sympathisch macht.

Man lernt ihn als verwöhnten Menschen kennen: Da sind der vom Verlag gesponserte Aufenthalt in New York und die zwei Frauen, die ihm dabei noch helfen – die PR-Frau Lindsey (Isi Laborde) und seine Ehefrau Clara (Susanne Wolff). Trotz ihrer Servicefunktion treten beide Max gegenüber mit Selbstbewusstsein und sogar spöttischer Her­ablassung gegenüber, was im Umkehrschluss positiv auf den Schriftsteller zurückstrahlt.

Die Zufallsbegegnung mit einem alten Bekannten (Niels Arestrup mit bewährter Schmierigkeit) setzt Max auf die Spur einer Frau, mit der er Jahrzehnte zuvor in New York zusammen war. Zuerst sperrt sich diese Rebecca Epstein (Nina Hoss) gegen seine Versuche der Kontaktaufnahme, dann kommt es aber doch zur im Titel versprochenen „Rückkehr nach Montauk“.

Rückkehr nach Montauk

16.2., 15.30 Uhr, Friedrichstadt-Palast; 19.2., 9.30 Uhr, Berlinale Palast

Egal, wie man es hinschreibt, es klingt nach zum Überdruss bearbeitetem Material: die Reue darüber, jemanden verlassen zu haben, den man liebt, das Nichtvergessen von Liebesaffären, in denen man sich nicht gut verhalten hat. Doch Schlöndorff – und hierbei ist seine große Ernsthaftigkeit entscheidend – arbeitet mit inszenatorischer Sorgfalt und einer eisig-beeindruckenden Nina Hoss das Zweischneidige dieser Reflexionen heraus. Statt mit der Reue zugleich die eigene Potenz zu ­feiern, sieht sich sein Max Zorn gleich zweimal mit der eigenen Blindheit konfrontiert. Schlöndorff räumt den „Objekten“ der Liebe, den Frauen, den gebührenden Raum ein, ihre eigene Geschichte und Perspektive zu erzählen. Und so stellt sich heraus, dass die männliche Reue eigentlich dem gelten müsste, genau dafür nie ein Auge gehabt zu haben.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Na da hat scheint's Volker Schlöndorf -

    Max Frisch gekonnt auf die Sprünge geholfen - wa!

    Der sich ja nicht nur zu recht fragen lassen muß -

    Ob es nicht doch etwas zweifelhaft für einen

    Schriftsteller erscheint - Sich sein Lebtach mit

    Der - Pubität beschäftigt zu haben!

    Nein! Frau Frisch beschied ihren Max dahingehend -

    "Hör auf immer - über Frauen zu schreiben!

    Du verstehst sie nicht!"

    Na & von Margerethe v. Trotta zu Angie v. FDJ-Winkelement -

    Is ja auch ne Volte der eher unverdaulichen Art!

    Frauman könnte das auch einen dreisten Wendehals nennen!

    Ok - wir werden sehen!;)