: Einfach infantil und populistisch
Kommentar
von Rolf Lautenschläger
Das Einheitsdenkmal wird nun gebaut
Mal rauf, mal runter, dann wieder rauf. Ganz wie das schwankende Ding selbst haben sich nach dem Aus für die „Einheitswippe“ im April 2016 jetzt die Fraktionsspitzen von CDU und SPD darauf verständigt, das Einheitsdenkmal doch wie geplant „schaukeln“ – sprich bauen – zu wollen. Dem Hin und Her vorausgegangen war ein Appell von Bundestagspräsident Norbert Lammert samt dem Kulturausschuss des Bundestages, die sich dafür ausgesprochen haben, das Wippen-Ende zu revidieren. Somit stehen Lammert und Kulturstaatsministerin Monika Grütters als Gewinner des seit 2007 dauernden Streits über das umstrittene Symbol für friedliche Revolution und deutsche Einheit da.
Ein wirklicher Gewinn für die Erinnerungskultur ist die Entscheidung damit noch lange nicht. Eher geht damit ein Gedenk-Populismus einher, um im Wahljahr mit nationaler Symbolik an den Rändern fischen zu können.
Denn in der Sache hat sich an dem problematischen Denkmal nichts geändert. Nach wie vor sind die Mehrkosten ungeklärt. Offen ist, ob die Statik trägt. Der jetzige Vorstoß bedeutet auch nicht, dass die Öffentlichkeit von der Notwendigkeit und Symbolik der von einem Stuttgarter Designerbüro entworfenen weiten und schwankenden Betonschale überzeugt ist. Als Chiffre für ein Nationaldenkmal und für „1989“ taugt das Monstrum nach wie vor nicht. Hätten sich die Fraktionen im Bund darauf verständigt, statt der Wippe ein neues Denkmal auszuloben, das mehr den Sinn jener Ereignisse spiegelt – das wäre besser gewesen.
So bleibt es bei der Infantilisierung des öffentlichen Raums in Berlin – wie dies auch andernorts durchgezogen wird: New York will eine haushohe gigantische „Klettertreppe“ neben Ground Zero bauen und feiert dies als neues städtisches Wahrzeichen – was in Wirklichkeit aus der Gegend nur einen Spielplatz für Touristen macht. Die Spiel-und-Spaß-Wippe, wie die Berliner Schnauze das Ding taufte, ist nichts anderes. Vielleicht schaukelt der Beschluss ja wieder in die andere Richtung. Gut wär’s.
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