: Türkische Großoffensive gegen IS im Norden Syriens
Syrien Al-Bab soll endlich fallen, danach die IS-Hauptstadt Rakka. Erdoğan hofft auf Trump
Es seien 254 Ziele bombardiert und 58 „Terroristen“ getötet worden, so die türkische Nachrichtenagentur DHA. Zudem habe die US-geführte Anti-IS-Koalition sieben IS-Ziele bombardiert, teilte die türkische Armee mit. Der türkische Nachrichtensender NTV sprach von der bisher „umfassendsten“ Offensive auf al-Bab.
Der Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge rückten zugleich syrische Regierungstruppen von Süden bis auf drei Kilometer auf al-Bab vor. Die Beobachtungsstelle hatte bereits am Montag gemeldet, Regimekräfte hätten die letzte IS-Nachschubroute gekappt.
Die Türkei ist ein Gegner von Syriens Machthaber Baschar al-Assad. Zugleich hat sich jedoch zuletzt Ankaras Verhältnis zu Russland, dem wichtigsten Verbündeten Assads, stark verbessert. Beide scheinen zusammenzuarbeiten, um den IS gemeinsam in die Enge zu treiben. Al-Bab ist die letzte IS-Hochburg in der Provinz Aleppo.
Für die Türkei ist das Eingreifen in Nordsyrien ein Mittel, die syrischen Kurdenrebellen zu schwächen, die weite Teile des syrischen Grenzgebiets zur Türkei kontrollieren. Zur Verärgerung der Türkei unterstützt die US-Regierung in Syrien bisher die kurdische Partei der Demokratischen Union (PYD) als Verbündeten im Kampf gegen den IS. Die türkische Regierung dagegen betrachtet die PYD als syrischen Ableger der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei (PKK).
Die Türkei hofft, dass der neue US-Präsident Donald Trump die PYD aufgibt. In einem Telefonat vereinbarten Trump und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan am Dienstag, in al-Bab und auch in der IS-Hauptstadt Rakka tief im syrischen Landesinneren gemeinsam vorzugehen. Bislang war es eher die PYD, die sich Hoffnungen auf Rakka gemacht hatte.
Rakka sei nach al-Bab das nächste Ziel der türkischen Offensive in Syrien, sagte der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu am Mittwoch bei einer Pressekonferenz mit seinem saudi-arabischen Kollegen Adel al-Dschubeir. Die Offensive dürfe nicht mit „Terrorgruppen“, sondern mit den „richtigen Leuten“ geführt werden. Çavuşoğlu sagte, die Türkei könnte auch Spezialkräfte nach Rakka schicken.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen