: Es geht diesmal nicht um Profit
Kommentar
von Claudius Prößer
Wohnheime auf Friedhöfen?
Natürlich darf man die Frage stellen, ob der Bau von Flüchtlingswohnheimen auf historischen Friedhöfen nicht dem Denkmalschutz-Gedanken zuwiderläuft. Und genauso legitim ist die Überlegung, dass durch ein solches Bauprojekt wertvolle urbane Grünflächen für Menschen, Tiere und Pflanzen verloren gehen.
Glücklicherweise sind solche Sorgen im Fall des Friedrichswerderschen Friedhofs an der Kreuzberger Bergmannstraße unbegründet. Der Verdacht, der Friedhofsverband mache Profit auf Kosten der Allgemeinheit und vernichte kulturelles Erbe, ist nun wirklich an den Haaren herbeigezogen.
Keine Gentrifizierung
Dafür sprechen Umfang und Zweck des Projekts: Die beiden geplanten Gebäude im abgelegenen Südteil machen nur einen Bruchteil des Areals aus. Und als Heime für Geflüchtete, zumal in einem Innenstadtbezirk, der bislang wenig Unterbringungsmöglichkeiten zu bieten hat, haben sie mit Gentrifizierung reichlich wenig zu tun. Eine – wie auch immer zu bewerkstelligende – Bindung an gemeinnützige Zwecke wäre aber sinnvoll, damit nicht in fünf Jahren doch teure Eigentumswohnungen daraus werden.
Gewinne erwartet der Friedhofsverband keine aus dem Projekt. Sollte es dennoch irgendwann zu Überschüssen aus der Vermietung der Immobilien kommen, wäre das ein durchaus begrüßenswerter Effekt: Der Verband kann jeden Euro für den Erhalt seiner Kulturdenkmäler gebrauchen, die rapide verfallen.
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