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Samsung im Korruptionssumpf

Südkorea Ermittler beantragen Haftbefehl gegen De-facto-Konzernchef wegen mutmaßlicher Verwicklung in den Korruptionsskanal um Präsidentin Park Geun Hye

De-facto-Samsung-Chef Lee Jae Yong auf dem Weg zum Büro des Sonderermittlers Foto: Ahn Young-joon/reuters

Aus Seoul Fabian Kretschmer

Südkoreas Präsidentenskandal hat nun auch das Samsung-Imperium erreicht: Am Montag beantragte die Sonderstaatsanwaltschaft in Seoul einen Haftbefehl gegen Lee Jae Yong, Vizechef und De-facto Firmenvorstand. Der 48-jährige Samsung-Erbe hatte Zahlungen von umgerechnet mehr als 30 Millionen Euro an eine Vertraute der mittlerweile suspendierten Staatspräsidentin versprochen. Im Gegenzug soll Lee – so die Vermutung der Ermittler – die Genehmigung für die umstrittene Fusion zweier Samsung-Tochterfirmen erhalten haben. Das sollte ihm helfen, die Kontrolle über das Familienunternehmen auszuweiten.

Seitdem sein Vater, der übermächtige Lee Kun Hee, 2014 einen Herzinfarkt erlitten hat und weiterhin im firmeneigenen Krankenhaus liegt, gilt Lee Jae Yong als Samsung-Thronfolger.

Jetzt könnte der drohende Haftbefehl, über dem am Mittwoch ein Seouler Gericht entscheiden muss, eine Führungskrise in Südkoreas größtem Konzern auslösen. Spätestens seit dem globalen Super-GAU, als weltweit Akkus des Smart­phones Galaxy Note brannten, ist der Konzern unter wirtschaftlichen Druck geraten. Auf dem einst profitablen Smartphone-Markt wird Samsung zunehmend im Luxussegment von Apple bedroht, während am unteren Ende chinesische Billiganbieter Konkurrenz machen.

Die Sonderstaatsanwaltschaft hat laut ihrem Sprecher bei ihrem Antrag berücksichtigt, dass ein Haftbefehl Südkoreas Wirtschaft schaden könnte. Doch habe man entschieden, dass die Suche nach Gerechtigkeit wichtiger sei.

Der Druck auf die Justiz wächst, Reiche und Mächtige nicht mehr zu verschonen

Südkoreas Gerichte sind berüchtigt dafür, äußerst sanftmütig mit der Wirtschaftselite umzugehen. Trotz nachgewiesener Korruption oder Steuerhinterziehung fallen Urteile über Konzernerben äußerst milde aus; oder Verurteilte werden schnell begnadigt. Doch wächst der öffentliche Druck, die Rechtsprechung auch auf die Reichen und Mächtigen des Landes anzuwenden. Dies wurde nicht zuletzt Ende letzter Woche deutlich, als die Ermittler Lee Jae Yong zu einem 22-stündigen Verhör vorluden.

Der 48-Jährige hatte jüngst Akzente gesetzt, indem er dem streng hierarchischen Unternehmen kalifornische Kreativität und Start-up-Mentalität abzuringen versuchte. Im Gegensatz zu seinem Vater, der als öffentlichkeitsscheu galt, genießt Lee junior den Ruf eines vergleichsweise zugänglichen Kosmopoliten. Geschäftsreisen tritt der fließend Englisch und Japanisch sprechende alleinerziehende Vater ohne große Entourage an, seinen Untergebenen in der Firmenzentrale gewöhnte er die obligate 90-Grad-Verbeugung ab. Seine Rolle war lange Jahre die eines globalen Firmenbotschafters.

Das Urteil über ihn ist auch an das Schicksal der suspendierten Präsidentin geknüpft. Von den Zahlungen des Samsung-Erben soll Park Geun Hye direkt profitiert haben. Solange sie offiziell den Präsidententitel führt, gilt sie rechtlich als immun.

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