: Reisende Diebe beklauen Touristen
Kriminalität IWährend einer Aktionswoche gegen Taschendiebstahl nahm die Polizei 47 Täter fest
Sie haben sich bemüht – und hatten Erfolg: In der vergangenen Woche konnten die Berliner Polizei und die Bundespolizei 47 Taschendiebe festnehmen. „Aus polizeilicher Sicht ist das ein großer Erfolg“, sagt Oliver Roth von der Bundespolizei auf einer Pressekonferenz am Montag.
Der Fahndungserfolg ist Resultat der Einsatzwoche zur Bekämpfung von Taschendiebstählen, die vom 12. bis 18. Dezember stattgefunden hat. An besonders gefährdeten Orten waren dabei täglich 250 Beamte unterwegs, die neben der Strafverfolgung auch Aufklärungsarbeit leisteten.
Das Großaufgebot hat einen ernsten Hintergrund: Die Zahl der jährlichen Taschendiebstähle in Berlin hat sich laut Polizei zwischen 2013 und 2015 nahezu verdoppelt, von rund 21.000 auf circa 40.000 Fälle. Für dieses Jahr prognostiziert Thomas Simmroß, Abteilungsleiter im Landeskriminalamt, sogar, dass die Marke von 50.000 Fällen geknackt wird.
Deswegen führte die Polizei rund 80 Rollenspiele vor – dabei zeigen Beamte bekannte Trick der Diebe – und machte 93-mal potenzielle Opfer mit Stickern auf ihre angreifbare Situation aufmerksam. Außerdem wurden Gespräche geführt und Broschüren verteilt. „Die Aktion ist sehr gut angekommen“, resümiert Simmroß.
Allerdings ist der Nutzen der Präventionsarbeit nur schwer messbar – insbesondere bei Touristen, die nur kurze Zeit in der Stadt sind. Viel überzeugender als das Stickerkleben wirken deshalb die Ergebnisse der Strafverfolgung während der Einsatzwoche. Weil die meisten Täter „hochprofessionell“ seien und mit dem Diebstahl „ihren Lebensunterhalt verdienen“, seien „spezielle Taschendiebstahlfahndungsteams“ eingesetzt worden, erzählen Roth und Simmroß. Dass schließlich bis Montag zwölf Haftbefehle erlassen wurden, sei eine hohe Quote.
Abschreckende Wirkung?
Bei den Tätern handele es sich häufig um Mitglieder von organisierten Gruppen aus dem südosteuropäischen Raum, die durch Europa reisen, erzählt Simmroß. Er vermutet, dass die starke Polizeipräsenz während der Einsatzwoche schon einen abschreckenden Effekt auf die Täter gehabt haben könnte. Eine größere Wirkung würden allerdings Haftstrafen entfalten. Hier könne man in Berlin noch etwas dazulernen: „Die Justiz im Süden urteilt mithin etwas strenger.“ Leonie Schlick
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