Protestvideos #unmuted: U-Bahn fahren gegen Trump
Die Fotografin Alexandra Gavillet schickt junge Frauen in die New Yorker Metro. Sie halten bewegende Reden – und zeigen nackte Haut.
Ebonee Davis, Aktivistin und Model, steht in einer New Yorker U-Bahn. Sie kichert nervös, um sie herum Stimmengewirr und das Rattern der Bahn. Davis spricht darüber, wie es ist als Schwarze in den USA zu leben. Wie es ist für ihre Hautfarbe, ihr Geschlecht oder ihre Sexualität gehasst zu werden. „Kommt zusammen, geht aufeinander ein und hört auf euch zu hassen“, fordert sie die Fahrgäste aus. Diese antworten mit Applaus.
Das Video gehört zur Reihe „#unmuted“. Die Web-Serie der 23-jährigen Fotografin Alexandra Gavillet umfasst aktuell vier kurze Youtube-Videos, in denen „unausgesprochene Emotionen, die wir in uns verstecken“ zum Ausdruck gebracht werden sollen. Eine Rollstuhlfahrerin erzählt von ihrer ersten U-Bahnfahrt. Sängerin Sandflower spricht sich für die Rechte von Schwarzen aus.
Die größte Aufmerksamkeit bekam der Clip des „Plus-Size-Models“ Iskra Lawrence, die sich bis auf ihre Unterwäsche auszog. Damit wollte sie ein Zeichen setzen gegen das herrschende Frauenbild in Medien und Gesellschaft setzen. Mit einer Anspielung auf Trump sagt sie, dass keine Frau ohne Einwilligung angefasst werden darf.
Die vier Protagonistinnen lassen alle ihre Wut nach der US-Wahl heraus und fordern ein freies, diverses und tolerantes Amerika. Forderungen nach einem diskriminierungsfreien Leben sind immer wichtig, doch die Wut der Menschen wird auch gebraucht bevor Rechtspopulist_innen an die Macht kommen. Sie werden außerhalb der New Yorker U-Bahn gebraucht. Auf der ganzen Welt.
Leser*innenkommentare
Normalo
Um an Martin Luther King ("...from EVERY mountainside, let freedom ring!") anzuknüpfen:
In der U-Bahn von New York, Boston oder Los Angeles sind solche Auftritte Heimspiele. Da hat Trump nur wenige Stimmen geholt, und seine Anhänger wissen das. Sie gehen also in der Masse in Deckung und ignorieren den Teil der Performance, der sie betrifft. Denn in diesen Städten sind nicht Schwarze oder Frauen (oder schwarze Frauen) die Meistgehassten sondern - im Moment zumindest - sie selbst.
Interessanter und wahrscheinlich auch produktiver wäre daher die Reaktion, wenn man sowas im ländlichen mittleren Westen oder im Süden der USA versuchen würde. Dort ist der rassistische, sexistische oder nationalistische Hass zwar im Zweifel auch nicht so richtig salonfähig, aber wohl doch zumindest unterschwellig bei einem maßgeblichen Teil der Bevölkerung vorhanden, der durchaus selbstbewusst auftreten kann. Ich fänd's spannend zu erfahren, wie DIESE Leute auf eine solch ungefilterte Darbietung des Schmerzes reagieren, den ihre Ressentiments auslösen.