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Rassismus beim FSV ZwickauDiese „Dinge“, die sie meinen

Beim FSV Zwickau sollen Zuschauer den dunkelhäutigen Gästespieler Shawn Barry beleidigt haben. Der Verein geht das Problem kaum an.

Wurde in Zwickau rassistisch geschmäht: Shawn Berry Foto: Imago / Martin Hoffmann

Beim FSV Zwickau hat man offensichtlich Probleme, die Dinge beim Namen zu benennen. Auf der Homepage platzierte der Drittligaverein vergangene Woche mit gefetteten Buchstaben eine recht eindringliche und bemerkenswerte Bitte: „Da wir nunmehr erfahren mussten, welcher Schaden mit solchen Dingen für den Verein angerichtet werden kann, fordern wir alle Fans und Besucher auf, zukünftig solche Dinge zu unterlassen und auch aktiv einzuschreiten, wenn Einzelne sich vergessen.“

Diejenigen, die sich nun fragen, bei welchen schädlichen Dingen sich Einzelne vergessen können, sollen nicht länger auf die Folter gespannt werden. Der FSV Zwickau wurde Anfang Dezember vom DFB-Sportgericht mit einer Geldstrafe (13.000 Euro) und auf Bewährung mit einem Teilausschluss des Publikums sanktioniert, weil einige Zuschauer beim Heimspiel gegen den FSV Frankfurt am22. Oktober den dunkelhäutigen Gästespieler Shawn Barry rassistisch beleidigten.

Affenlaute waren dabei nach Zeugenaussagen zu hören. Strafverschärfend kam das Abbrennen von Pyrotechnik in einem anderen Spiel hinzu. Weil jedoch die FSV-Verantwortlichen vor Gericht die rassistischen Beleidigungen einräumten und sich bei Shawn Barry entschuldigten, sah man beim DFB von härterem Strafmaß ab. Eine klare und eindeutige Geschichte, könnte man denken.

Die Angelegenheit ist aber komplizierter. Denn bis zur DFB-Verhandlung hat die FSV-Klubführung vehement den Vorwurf abgestritten, es hätte im Stadion rassistische Beleidigungen gegeben. „Wir als FSV Zwickau haben zu keiner Phase rassistische Rufe unserer Fans wahrgenommen“, erklärte etwa Pressesprecher Daniel Sacher. Als „Rolle rückwärts“ stufte deshalb die Regionalzeitung Freie Presse das Schuldeingeständnis des FSV Zwickau vor dem DFB-Sportgericht ein.

„Auch Rassisten und Idioten“

Vergangene Woche allerdings verband der Verein seinen Appell an die Fans wegen der „Dinge“ mit einer öffentlichen Erklärung zu seinem Verhalten vor Gericht. Das Eingeständnis, dass „es die vereinzelte rassistische Beleidigung gegeben haben kann“, sei die Voraussetzung für die mildere Strafe gewesen. Und man erläuterte, dass es aus juristischer Sicht kaum möglich sei, „die Nichtexistenz von etwas durch mehrere subjektive Zeugenaussagen zu widerlegen“, wenn es gegenteilige Zeugenaussagen von Frankfurter Seite gäbe. Es bleibe aber, so das Resümee, eine „gewisse Unsicherheit“, ob der Verein der Situation wirklich gerecht geworden sei.

Nicht zum ersten Mal

Rassismusvorwürfe gegen den FSV-Zwickau gab es bereits vor einem Jahr. Damals ging es um Vorfälle während eines Regionalligaspiels beim Potsdamer Fußballverein SV Babelsberg 03. Das Sportgericht des Nordostdeutschen Fußballverbandes stellte das Verfahren gegen den Zwickauer Regionalliga-Trainer Torsten Ziegner und dessen Spieler Marc-Philipp Zimmermann jedoch gegen eine Geldzahlung vorläufig ein. Ziegner musste 1.000, Zimmermann 500 Euro an die SVB-Flüchtlingsmannschaft „Welcome United 03“ zahlen.

Nach dem Spiel im November 2015 hatte es eine Pressekonferenz gegeben, in der Babelsberg-Coach Cem Efe den Gästen Beschimpfungen vorwarf. Der FSV Zwickau räumte ein Fehlverhalten seines Spielers Zimmermann ein. Dieser bestätigte, dass er die Äußerung „nur Ausländer hier“ nach dem Spiel getätigt hatte, nachdem er von Babelsberger Zuschauern mit Bechern beworfen und beleidigt worden sei. Die Behauptung, Zwickaus Coach Ziegner habe einen Babelsberger Spieler mit den Worten „Scheiß Türke“ beleidigt, hatte der Verein als haltlos zurückgewiesen. Ziegner ist kein unbeschriebenes Blatt: In seiner Zeit als Spieler bei Carl Zeiss Jena war er vom DFB 2008 für fünf Spiele gesperrt worden, weil er seinen Gegenspieler Kingsley Onuegbu als „schwarze Sau“ beleidigt haben soll.

Der Verein sät also nach dem DFB-Urteil wieder Zweifel, ob Shawn Barry an diesem Samstagnachmittag im Oktober zum Opfer wurde und ob nicht vielmehr der FSV Zwickau das Opfer falscher Anschuldigungen ist. In den sozialen Netzwerken stärkt dies den Unmut der FSV-Fans gegen Barry, gegen den FSV Frankfurt, den DFB und Westdeutschland im Allgemeinen. Und auch der eigene Verein wird kritisiert, weil er „eingeknickt“ sei.

Andererseits ist man sich beim FSV Zwickau bewusst, dass es Zuschauer im eigenen Stadion gibt, die rassistische Ressentiments pflegen. Jörg Schade, Bereichsleiter Sport, erklärt, man sei sich im Klaren darüber, „dass sich bei unseren Heimspielen unter mehreren Tausend Besuchern auch Rassisten und Idioten befinden“. Umso mehr erstaunt es, warum der Verein anfangs die Vorwürfe rigoros abstritt.

Zumal sich auf dem verlinkten Fanforum auch Zwickauer Anhänger zu Wort meldeten, welche die Frankfurter Vorwürfe bestätigen. Ein User namens „Denver 1“ schreibt etwa: „Ich habe auch solche Laute aus C3/4 von 2,3 Leuten vernommen, die wurden aber ziemlich schnell unterlassen. Geil war der Typ hinter mir, der in der ersten Minute schon ‚Tritt den Neger weg‘ gebrüllt hat …“ Ein anderer namens biux_ultra mahnt: „Und jetzt hört auf mit dem ‚das hat angeblich nur der Trainer gehört‘, es haben auch mehrere Leute aus dem Stehplatzbereich vernehmen können.“

Rassistische Ressentiments

Es gibt also Hinweise, die das vom Verein gezeichnete Bild infrage stellen. Jörg Schade aber zweifelt die Seriosität dieser Angaben an. Er erklärt: „Auch, wenn Sie das vielleicht verwundern mag, ein privat betriebenes Fanforum ist nicht die Informationsquelle der Vereinsverantwortlichen.“ Aufgrund der Anonymität der User könne er nicht einschätzen, ob die entsprechenden Personen überhaupt im Stadion gewesen seien.

Auf dem Facebook-Account des Vereins gibt es aber auch einen namentlichen Eintrag, der auf die grundsätzliche Problematik rassistischer Ressentiments im Zwickauer Publikum aufmerksam macht: „Ich verstehe nicht, warum sich hier aufgeregt wird über die Strafe! Ich war zwar nicht gegen Frankfurt im Stadion, aber bei einem Heimspiel vorher. Und da waren die besagten Geräusche mehrfach laut zu hören und wurden auch bei Facebook unter den FSV Fans diskutiert.“

Es scheint also nur eine Frage der Zeit zu sein, wann der Verein wieder von der Debatte eingeholt wird.

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3 Kommentare

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  • Die im Bericht benannten und von den Frankfurter Zeugen genannten Beleidigungen sollen aus dem Mittelblock gekommen sein, wo ich selbst in zu diesem Spiel saß. Dieser befindet sich auf Höhe der Mittellinie. Der Stehplatzbereich ist etwa 70 m entfernt. Es waren etwa 4500 Zuschauer im Stadion.

    Einen Tonmitschnitt zu bekommen sollte leicht sein, der Medienbereich befindet sich jedenfalls neben diesem Block.

    Ich glaube, ehrlich gesagt, die Leute in diesem Block lernen nicht von den genannten Personen oder Parteien, aber sie sollten endlich lernen das die Unmutsäußerung "Puh" im Stadion nicht mehr politisch korrekt ist. Auch dann nicht wenn die Spieler des Gegners ständig an Fallsucht leiden, der generische Trainer den Mittelfinger zum Publikum reckt oder die Spieler durch Gesten provozieren.

     

    Wie Nachrichten und Berichte in Bürgern, welche selbst wahrscheinlich nicht in Sachsen, und schon garnicht in Zwickau leben, einen ganzen Landstrich erscheinen lassen, sehe ich Herrn oder Frau Misanthrop. Es ist sehr Schade, aber auch etwas was wir lernen mussten.

  • Der FSV lernt doch nur von Trump, Putin, NPD und AFD: Wenn es ein Problem gibt (in diesem Fall 13000 fehlende Euro) sucht man sich ein Feindbild und eine alternative Wirklichkeit.

  • 4G
    4932 (Profil gelöscht)

    Ich glaube, daß die erwähnten rassistischen Bemerkungen und Affenlaute einfach ein Mißverständnis sind. [...] Dafür können die grundsätzlich besonders friedfertigen und fremdenfreundlichen Sachsen und Zwigger nichts. Das ist ihr Dialekt.



    Und im Fußballstadion wird natürlich nicht Deutsch gesprochen. Vielleicht sollte der DFB einfach Tonmitschnitte machen lassen, und sie dann ins Deutsche übersetzen lassen.

     

    Kommentar gekürzt. Bitte verzichten Sie auf überzogene Polemik und Pauschalisierungen. Danke, die Redaktion