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Hat Russland Einfluss auf den US-Wahlkampf genommen?

USA Widersprüchliche Berichte über Enthüllungen gehackter E-Mails. Obama ordnet Prüfung an

Julian Assange ­bestreitet Verbin­dungen zu Russland

WASHINGTON afp | Die Republikaner in den USA haben Presseberichte zurückgewiesen, wonach Russland nach CIA-Erkenntnissen die Präsidentschaftswahl zugunsten des Immobilienmilliardärs Donald Trump beeinflusst hat. „Der Geheimdienst liegt falsch“, sagte Parteisprecher Sean Spicer am Samstag dem Sender CNN. Auch Trumps Übergangsteam wies die Berichte zurück.

Wie die Washington Post unter Berufung auf interne CIA-Unterlagen berichtete, versorgten Insider mit Verbindungen nach Moskau die Enthüllungsplattform Wikileaks mit gehackten E-Mails der Demokratischen Partei von Trumps unterlegener Gegnerin Hillary Clinton.

Es sei „allgemeiner Konsens“ in Geheimdienstkreisen, dass es Russlands Ziel gewesen sei, „Trump zur Wahl zur verhelfen“, zitierte die Zeitung einen ranghohen US-Beamten. Die New York Times berichtete, US-Geheimdienste gingen „mit hoher Sicherheit“ davon aus, dass russische Hacker in die Computersysteme sowohl der Republikaner als auch der Demokraten eingedrungen seien. Sie hätten aber „auffallenderweise“ nur die von den Demokraten gestohlenen Informationen an die Öffentlichkeit gebracht. Trumps Team rügte die Rückschlüsse der Geheimdienstler. „Dies sind dieselben Leute, die gesagt haben, Saddam Hussein habe Massenvernichtungswaffen“, hieß es am Freitagabend.

Der scheidende US-Präsident Barack Obama hatte am Freitag eine umfassende Untersuchung der Hackerangriffe während des Präsidentschaftswahlkampfs angeordnet. Die Ergebnisse sollen noch vor Ende seiner Amtszeit am 20. Januar vorliegen.

Clintons Wahlkampf war durch die Cyberangriffe beeinträchtigt worden. Durch die Attacken kamen vertrauliche E-Mails aus der Parteizentrale der Demokraten sowie aus dem Mailkonto von Wahlkampfmanager John Podesta ans Licht. Dabei ging es unter anderem um das Vorgehen gegen Clintons parteiinternen Rivalen Bernie Sanders.

Nach Einschätzung der Washington Post bleiben viele Fragen offen. So hätten die CIA-Agenten keinen Beweis dafür, dass russische Stellen die Insider mit Verbindungen nach Moskau dazu brachten, Wikileaks die gehackten E-Mails zukommen zu lassen. Der Mitbegründer der Enthüllungsplattform, Julian Assange, bestreitet Verbindungen zu Russland.

Chuck Schumer, der als künftiger Chef der Demokraten im Senat gehandelt wird, forderte eine Untersuchung durch den Kongress. „Dass sich jedes Land in unsere Wahlen einmischen könnte, sollte die beiden Parteien bis ins Mark erschüttern“, sagte er. Er forderte die Geheimdienste auf, „jede relevante Information“ an den Kongress weiterzugeben.

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