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Deutsche Verleger protestieren in Istanbul

TÜRKEI Kundgebung vor dem Frauengefängnis zur Unterstützung der Autorin Aslı Erdoğan

ISTANBUL taz | Mit einer Protestkundgebung vor dem Frauengefängnis in Istanbul haben deutsche Verleger und Schriftsteller ihre Solidarität mit der türkischen Autorin Aslı Erdoğan zum Ausdruck gebracht. Aslı Erdoğan, eine der prominentesten Schriftstellerinnen der Türkei, wurde am 16. August verhaftet. Ihre Festnahme erfolgte im Zusammenhang mit der Schließung der prokurdischen Tageszeitung Özgür Gündem, für die Aslı Erdoğan gelegentlich Kolumnen geschrieben hatte. Außerdem war sie Mitglied im Beirat von Özgür Gündüm. Die Aktion der deutschen Verleger fand am Rande der diesjährigen Istanbuler Buchmesse statt, bei der Deutschland als Gastland auftritt. Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des deutschen Buchhandels, forderte die Freilassung von Aslı Erdoğan und allen anderen Schriftstellern, Autoren und Journalisten, die derzeit in der Türkei wegen ihrer Veröffentlichungen inhaftiert sind.

Begleitet von weiteren Verlegern und Schriftstellern, darunter Ilja Trojanow und Christoph Links, forderte Skipis die türkische Regierung auf, Presse und Meinungsfreiheit wiederherzustellen.

Vor dem abgelegenen Gefängnis hatten sich einige Unterstützer von Aslı Erdoğan, die dort regelmäßig an zwei Tagen in der Woche eine Mahnwache abhalten, eingefunden, um die deutschen Besucher zu treffen. Die Staatsgewalt war zwar anwesend, hielt sich aber diskret im Hintergrund.

Auf der Buchmesse selbst finden einige Diskussionsveranstaltungen statt, bei denen deutsche Verleger Gelegenheit haben, sich mit ihren türkischen Kollegen auszutauschen. Nach größeren Auseinandersetzungen im Vorfeld konnte der türkische Buchhandel durchsetzen, dass auch ein Stand zu Freiheit der Presse aufgebaut werden konnte.

Die Staatsanwaltschaft hat erst vor wenigen Tagen ihre Anklage gegen Aslı Erdoğan bekannt gegeben. Stimmt das zuständige Gericht zu, wird die Schriftstellerin wegen „Unterstützung einer terroristischen Vereinigung“ mit einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe bedroht. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kritisierte am Montag, die ­Türkei wolle „sämtliche kritische Stimmen im Land zum Schweigen bringen“.

Jürgen Gottschlich

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