Kritikerin bleibt allein

Sexismus CDU-Abgeordnete kritisiert Vorwürfe von Jenna Behrends

Zwei Tage nachdem die CDU-Politikerin Jenna Behrends in einem offenen Brief über Sexismus in der eigenen Partei klagte, erhält die Abgeordnete aus Mitte kaum Beistand aus Parteikreisen oder von anderen Frauen in der Berliner Politik. „Politik ist zwar eine Männerdomäne, man muss sich als Frau durchsetzen – aber die Erfahrungen, die Frau Behrends gemacht hat, kann ich persönlich nicht teilen“, sagte am Sonntag die SPD-Politikerin und Neuköllner Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey.

Behrends, die bei der Wahl am 18. September erstmals kandidierte und gleich über einen Listenplatz den Sprung in die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Mitte schaffte, hatte am Freitag einen Beitrag für die feministische Online-Plattform Edition F geschrieben. Darin beklagt sie, ihr würden Affären unterstellt und dass sie sich auf ihren Posten „hochgeschlafen“ habe. Zwar nennt Behrends in dem Artikel zunächst keine Namen; bereits kurz nach der Veröffentlichung beschuldigte sie allerdings in Zeitungsinterviews Noch-Innensenator Frank Henkel. Er habe sie auf einem Parteitag mit den Worten „eine große süße Maus“ begrüßt.

Wenig Unterstützung

Am Sonntag distanzierten sich Behrends KollegInnen indes nur allgemein von Sexismus – persönlich mochte ihr niemand beispringen. Man müsse, sagt eine CDU-Abgeordnete der taz, ja auch überlegen, „wie man Debatten anstößt, ohne all zu viel verbrannte Erde zu hinterlassen.“ Behrends Mandat sei es, Politik zu machen, „und ich sehe nicht, dass das nun einfach wird für sie im Bezirksparlament“. Im Übrigen habe sie sich selbst nach der Veröffentlichung des Artikels bei den Frauen in ihrem Bezirksverband umgehört: „Ich habe den Eindruck, die Erfahrungen von Frau Behrends werden nicht geteilt“, so die CDU-Abgeordnete zur taz.

Behrends Parteikollegin glaubt an einen Einzelfall, den sie allerdings dennoch für glaubwürdig hält – weil er sich auf die Person des Innensenators Frank Henkel bezieht. „Dem Senator fällt es schwer, mit Frauen ein politisches Gespräch auf Augenhöhe zu führen – da ist schlichtweg kein Interesse zu spüren.“ Anna Klöpper

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