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„Die mit Hass Erfüllten sind zu laut“

Die drei Fragezeichen

Foto: dpa

WAS? Weil Rechte sie bedrohen, hat sich die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor aus Sicherheitsgründen vom Schuldienst beurlauben lassen.

1 taz.am wochenende: Frau Kaddor, Sie erhalten Hasspost, bis hin zu Morddrohungen. Wie erklären Sie sich das?

Lamya Kaddor: Es ist ziemlich eindeutig, woher das stammt: von rechts. Ob das klassische Rechtsradikale oder irgendwelche Deutschomanen sind, wie ich sie nenne, das weiß ich nicht so genau. Aber ich erhalte seit Tagen eine Flut von Zuschriften voller Häme, Hass, Verunglimpfungen und Gewaltfantasien – auf Facebook, per Twitter oder Hassmails. Viele beziehen sich ausdrücklich auf diffamierende Artikel, die in den letzten Tagen auf rechten Blogs wie „Tichys Einblick“, der „Achse des Guten“ oder in der FAZ erschienen sind und in denen ich massiv angegriffen werde. Dabei werden die abstrusesten Anschuldigungen erhoben: Da wird bezweifelt, dass ich Islamwissenschaftlerin bin oder die deutsche Staatsbürgerschaft besitze.

2 Womit, glauben Sie, haben Sie diesen Hass provoziert?

Weil ich gesagt habe, auch die deutsche Gesellschaft habe eine Bringschuld gegenüber integrationswilligen Menschen. Oder dass wir als Einwanderungsland eine neue Identität entwickeln müssen, natürlich auf Grundlage unserer bisherigen.

3 Erhalten Sie Unterstützung, seit Sie das öffentlich gemacht haben?

Ja, sehr viel, und das gibt einem Kraft und Mut. Es gibt viele Menschen, die mir zusprechen und mir sogar ihre Tür öffnen, sogar im Ausland! Das Problem ist, dass diese anderen, hasserfüllten Leute zu laut sind. Dagegen muss man etwas tun.

INTERVIEW Daniel Bax

Lamya Kaddor ist Islam­wissenschaftlerin. Ihr neues Buch „Die Zerreiß­probe“ ist gerade erschienen.

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