Kongress für eine andere Landwirtschaft: „Ernährung wird immer wichtiger“

Am Wochenende findet zum zweiten Mal der „Wir haben es satt“-Kongress statt. Jochen Fritz von der Kampagne Meine Landwirtschaft über gutes Essen in der Stadt.

Für die Agrarwende hin zur ökologischen Landwirtschaft: Das will die Wir-haben-es-satt-Bewegung. Foto: dpa

taz: Herr Fritz, die TeilnehmerInnen der Wir-haben-es-satt-Demonstrationen sind sich einig darin, dass die Agrarpolitik grundsätzlich reformiert werden muss. Wozu dann ein Kongress?

Jochen Fritz:Ich glaube, wir sind uns einig darüber, was wir nicht wollen: riesige Tierfabriken, Gentechnik auf dem Acker. Aber wir müssen uns schon intensiv darüber unterhalten, wie die künftige Landwirtschaft aussehen soll. Und in diesem Jahr gibt es zwei besondere Aufreger: Einmal die Frage, was wir gegen das Höfesterben tun können, und dann die Fusion von Bayer und Monsanto.

Der zweite "Wir haben es satt"-Kongress steht unter dem Motto "Landwirtschaft Macht Essen" und findet von Freitag, 30. September, bis Montag, 3. Oktober in der Emmauskirche am Lausitzer Platz in Berlin-Kreuzberg statt. Tageskarten inklusive Verpflegung kosten 25, ermäßigt 15 Euro. In der Markthalle Neun in der Eisenbahnstraße findet parallel dazu das Stadt Land Food Festival mit Markt und Lebensmittel-Werkstätten statt, dort ist der Eintritt frei. Weitere Informationen gibt es unter: http://www.wir-haben-es-satt.de und http://stadtlandfood.com

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller wird den Kongress mit eröffnen, insgesamt spielen agrarpolitische Fragen in der Stadt aber eine kleinere Rolle als auf dem Land. Oder?

Ich finde schon, dass sich da in Berlin viel tut und Ernährungsfragen auch hier immer wichtiger werden. Insgesamt müssen Berlin und Brandenburg bei diesem Thema aber noch viel besser zusammenarbeiten, damit es mehr Vernetzung zwischen Stadt und Land gibt.

Der Kongress kooperiert mit dem Stadt Land Food-Festival, das parallel in der Markthalle Neun stattfindet. Ein Mekka für gutes Essen – und gleichzeitig ein Ort, der für einen Teil der Bewohnerschaft im Kiez unzugänglich geworden ist, weil sie sich das Angebot dort nicht leisten können. Wie stehen Sie zu dieser Frage?

Dieses Festival kostet keinen Eintritt, und es steht auch nicht das Verkaufen im Vordergrund, sondern die Werkstätten. Da kann jeder aus dem Kiez seinen Kindern zeigen, wie Essen hergestellt wird. Aber man muss man ganz klar sagen: Wir brauchen höhere Preise, damit die Bauern von ihren Produkten leben können. Gleichzeitig ist es natürlich eine Katastrophe, dass immer mehr Menschen sich nicht mehr hochwertige Lebensmittel leisten können, sondern auf die Discounter angewiesen sind.

Jochen Fritz ist der Leiter von Meine Landwirtschaft, einem Zusammenschluss von rund 50 Organisationen, der hinter den "Wir haben es satt"-Demonstrationen und Kongressen steht.

Können Sie einen Teil des Programms besonders empfehlen?

Ich finde spannend, dass unsere Kritiker auch kommen: Der Deutsche Bauernverband und der Bund für Lebensmittelrecht werden am Freitagabend auf dem Podium sitzen. Das wird bestimmt interessant.

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