: Mörderische Attacke in Aden
JEMEN Der „Islamische Staat“ bekennt sich zu einem Anschlag auf Rekruten im Süden des Landes. Neue Friedensgespräche sollen eine Einheitsregierung ermöglichen
Der „Islamische Staat“ (IS) erklärte sich für den Angriff über sein Sprachrohr Aamak für verantwortlich. Die Dschihadisten veröffentlichten ein Bild, das den Attentäter kurz vor der Tat in der Nähe des Anschlagsortes zeigen soll.
Die Sicherheitsbehörden berichteten, die Rekruten hätten sich darauf vorbereitet, nach Saudi-Arabien zu reisen, um an der nördlichen jemenitischen Grenze zu kämpfen. Sie hätten sich an einem Sammelpunkt in der Nähe zweier Schulen und einer Moschee getroffen, wo sie für den Einsatz registriert werden sollten, hieß es. Ein Lastwagen sei durch das Tor des Gebäudes gefahren und habe beschleunigt. Er sei mitten in der Menge explodiert.
Anwohner Mohammed Osman sagte: „Leichen und Körperteile waren über den ganzen Platz verstreut. Es war ein Massaker.“ Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen berichtete, in ihr Krankenhaus in Aden seien 45 getötete Menschen gebracht worden. Es war einer der schwersten Anschläge in der südjemenitischen Stadt überhaupt.
In Aden residiert jetzt die international anerkannte Regierung von Präsident Aded Rabbo Mansur Hadi. Dieser war vor zwei Jahren von den Huthi-Rebellen aus der Hauptstadt Sanaa vertrieben worden und hielt sich vor seiner Rückkehr in den Jemen in Saudi-Arabien auf.
Die UNO und Menschenrechtsgruppen schätzen, dass seit März 2015 mindestens 9.000 Menschen bei den Kämpfen starben. Zu diesem Zeitpunkt begann die von Saudi-Arabien geführte arabische Koalition mit Luftangriffen auf die Huthis. Rund drei Millionen Menschen wurden in dem ärmsten arabischen Land vertrieben. Von der UNO vermittelte Friedensgespräche brachten bisher kein Ergebnis; die jüngste Runde scheiterte Anfang August.
Nun haben sich aber beide Konfliktparteien, die Hadi-Regierung und die Huthis, zu neuen Verhandlungen bereit erklärt. Die Rebellen nannten jedoch als Vorbedingung ein Ende der Angriffe der Militärkoalition. Vorausgegangen war ein Vorschlag von US-Außenminister John Kerry, der sich vergangene Woche für neue Friedensgespräche und die Bildung einer Einheitsregierung im Jemen ausgesprochen hatte.
Kerry forderte von den Huthis, sie müssten den Beschuss Saudi-Arabiens einstellen, ihre Truppen aus Sanaa abziehen, ihre schweren Waffen abgeben und sich an einer Regierung der nationalen Einheit mit ihren politischen Gegnern beteiligen. Die von den Huthis gestürzte Regierung bestand bislang darauf, dass die Rebellen vor einer Teilnahme an einer Regierung alle anderen Forderungen erfüllt haben müssen.
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