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Rente und Demografie: Wir leben einfach zu lange

ALTER Prognos präsentiert Rentenvorschau bis 2040 – und schlägt längere Lebensarbeitszeit vor

Die große demographische Herausforderung kommt ab 2025

BERLIN taz | Es sind zwei Kurven, die über alles entscheiden. Obwohl zumindest die eine Kurve eigentlich eine frohe Botschaft beinhaltet: Wir leben immer länger. Und wir gehen auch immer später in Rente, das zeigt die zweite Kurve. Die erste Kurve aber ist steiler als die zweite und das ist das Problem.

„Das Rentenzugangsalter steigt langsamer als die Lebenserwartung“, erklärte Oliver Ehrentraut von der Prognos AG. Das Analysehaus legte am Donnerstag im Auftrag des Gesamtverbandes der Versicherungswirtschaft (GDV) eine Hochrechnung zur Rentenentwicklung bis zum Jahre 2040 vor.

Läuft alles weiter wie bisher, müsse das Rentenniveau in Berücksichtigung der demografischen Entwicklung auf 41,7 Prozent im Jahre 2040 sinken, rechnete Ehrentraut vor. Derzeit liegt das Rentenniveau vor Steuern bei 48,1 Prozent des Nettoeinkommens und soll laut der beschlossenen Reformen bis zum Jahre 2030 schon auf 43 Prozent absacken. Politiker der Regierungsparteien warnen bereits lautstark vor drohender Altersarmut.

Die wirkliche demografische Herausforderung käme aber erst in den Jahren 2025 bis 2035, hieß es am Donnerstag. Dann sind die geburtenstarken Jahrgänge in Rente und das Verhältnis von RentnerInnen zu Erwerbstätigen noch ungünstiger. Prognos stellte daher ein Szenario vor, nach dem das Renteneintrittsalter weiter erhöht werden könnte, und zwar auf 67,6 Jahre im Jahre 2040. Dies bedeute dann zu diesem Zeitpunkt ein gesetzliches Renteneintrittsalter von 69 Jahren, räumte Ehrentraut auf Nachfrage ein. Selbst bei dieser Rechnung sinkt allerdings das Rentenniveau im Jahre 2040 auf 42,2 Prozent; eine wirklich tolle Lösung gegen die Wohlstandsverluste im Alter wäre also auch eine längere Lebensarbeitszeit nicht.

Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) setzt derzeit mehr auf Reformen bei den Betriebsrenten. Deren Erträge sollen möglicherweise später bei KleinrentnerInnen, die zusätzlich Grundsicherung im Alter beziehen, nicht angerechnet werden. Barbara Dribbusch

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