Nachruf auf Peter Behrens: Trios trauriger Trommler ist tot

Trio brachte den Punk ins deutsche Wohnzimmer. Die Identifikationsfigur: Peter Behrens, der niemals lachende Clown am Trio-Schlagzeug.

drei Männer nebeneinander, es ist die Band Trio

Trio 1983 (von links): Stephan Remmler, Peter Behrens und Kralle Krawinkel Foto: dpa

Er spielte immer im Stehen, präzise wie eine Maschine, und verzog dabei keine Miene. Peter Behrens war der Schlagzeuger und der Clown von Trio. Der Band, die den Geist von Punk ins deutsche Wohnzimmer brachte, und zwar so, dass jeder kapierte, worum es ging: Mit beschränkten Mitteln ein Maximum an Energie zu erzeugen, nichts ernst nehmen, antiautoritär sein und trotzdem populär.

Auch Normalos konnten Trios dadaistischen Humor genießen. Trio waren nicht arrogant, Mittelklasse-Hausfrauen überwältigten sie in der „ZDF-Hitparade“ mit ihrem Charme. Sie ließen sie mitsingen, als die Band bei Moderator Dieter Thomas Heck ihren Song „Anna“ vorstellte.

Der traurige Clown Peter Behrens, stets in weiße Hose, weißes T-Shirt gekleidet und mit roten Hosenträgern angetan, war dabei die Identifikationsfigur für alle, ob Kinder, Mütter oder Greise. Behrens bekommt während des „Anna“-Auftritts eine weiße Rose geschenkt, später hört er kurz zu trommeln auf, weil ihm eine Frau frisch gepflückte Äpfel überreicht.

1982 wurden Trio durch „Da Da Da“ weltberühmt. Bei diesem Stück begnügten sie sich damit, Kinder-Casio, Gitarre und Schlagzeug zu spielen und ihren Refrain dreistimmig zu singen. Trio waren nicht einmal ein klassisches Trio, auch dafür fehlte was: der Bass. Peter Behrens Drumkit bestand nur aus dem Allernötigsten, Snare, Bassdrum, zwei Becken. Wie gut er spielte, zeigt sich auf schnellen Punkstücken wie „Los Paul“, einem Song vom Debüt.

Es folgt der Absturz

Nach Trio ging es Peter Behrens nicht gut. Er feierte gern und er unterstützte Kollegen, die Geld brauchten. Eine Million Mark war innerhalb von ein paar Monaten weg. „Es hat, verdammt noch mal, Spaß gemacht, die Kohle rauszuschmeißen!“, sagte der überzeugte Rock ’n’ Roller, der einst bei einer Krautrockband angefangen hatte, vor gut zehn Jahren.

Nach dem Geldexzess stürzte er ab: „Kokain, Alkohol, Schulden, Arbeitslosigkeit.“ Während seine Bandkollegen Stephan Remmler und Kralle Krawinkel weiter Tantiemen erhielten, sie hatten die Trio-Songs komponiert, blieben Behrens nur Schulden beim Finanzamt.

1947 war Peter Behrens als unehelicher Sohn eines GIs und einer deutschen Frau im friesischen Sanderbusch geboren worden. Die Mutter gab ihn zur Adoption frei. Er wuchs als Sohn der Eheleute Behrens in Varen auf, beide arbeiteten bei der Bahn.

In der „Hitparade“ hatte Peter Behrens noch einen anderen fantastischen Auftritt. Während seine Kollegen „Bum Bum“ spielen, führt er einen jungen Schimpansen im Peter-Behrens-Outfit auf die Bühne und lässt ihn an seiner statt trommeln. Es ist rührend, wie Behrens darum bemüht ist, dem Tier auf Augenhöhe zu begegnen. Auf allen Vieren turnt er mit ihm durchs Studio, und daran ist gar nichts lächerlich. Peter Behrens war ein großer Clown.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.