: CDU befürchtet Islamisierung
INTEGRATION Die Bürgerschaftsfraktion der CDU warnt vor einer „Generation Allah“ und fordert Lehrer auf zu melden, wer nicht zum Schwimmen geht
Die CDU hat mal wieder das Hamburger Abendblatt gelesen. Was dabei rauskommt, wird man heute Nachmittag in der Bürgerschaft sehen: Die Fraktion will einen Antrag einbringen, in dem sie vor der „Generation Allah“ warnt.
Den Begriff hat die Fraktion von dem Autor und Psychologen Ahmad Mansour übernommen, der unter diesem Titel ein Buch geschrieben hat. Darum geht es in einem Interview, auf das sich die CDU in ihrem Antrag bezieht. Sie zitiert Mansours Fazit: „Die Probleme in den Schulen sind da, es gibt die Generation Allah.“ Als Beispiel nennt der Autor laut CDU den Schwimmunterricht an Schulen, an dem sehr viele Mädchen nicht teilnähmen.
Die CDU schlägt deshalb vor, dass LehrerInnen alle Fälle, in denen Eltern beantragen, ihre Kinder aus religiösen Gründen vom Sport- oder Schwimmunterricht oder von Klassenfahrten freizustellen, der Schulbehörde melden sollen. „Wir haben eine klare Regelung im Schulgesetz“, sagt die Abgeordnete Karin Prien, „die besagt, dass Schwimmunterricht und Klassenfahrten Teil der Schulpflicht sind.“ Die Sammlung der Daten sei wichtig, damit die Schulbehörde nicht weiterhin behaupten könne, keine Ahnung vom Ausmaß des Problems zu haben.
Was das Problem genau sei, erklärt die Abgeordnete auf Nachfrage: „Die Schulen müssen lernen, mit religiösem Fanatismus umzugehen.“ Dazu brauche man eine Datengrundlage, denn man komme nicht weiter, wenn man das Problem unter den Teppich kehre.
Was die Teilnahme am Schwimmunterricht nun genau mit der „Generation Allah“ zu tun habe und wer eigentlich mit dem Begriff gemeint sei, wollte Prien auf Nachfrage nicht erklären und verwies stattdessen auf besagten Buchtitel. Die Gefahr, MuslimInnen, IslamistInnen und SalafistInnen in einen Topf zu schmeißen und muslimische Kinder damit auszugrenzen, sehe sie nicht.
Die SPD-Fraktion kündigte an, den Antrag abzulehnen. Das Thema Salafismus an Schulen werde bereits aufgrund anderer Anträge im Schul- und Sozialausschuss diskutiert.
KATHARINA SCHIPKOWSKI
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