Mord an 16-jährigem Palästinenser: Der Anführer zeigt doch noch Reue

Ben-David, der Hauptangeklagte im Mordfall Mohammed Abu Khdeir, erhält lebenslänglich plus 20 Jahre Haft. Er hatte sein Opfer lebendig verbrannt.

Ben-David wird von vier israelischen Poizisten ins Gericht eskortiert.

Josef Chaim Ben-David (M.) muss für seine grausame Tat 45 Jahre ins Gefängnis Foto: dpa

JERUSALEM taz | Josef Chaim Ben-David, einer der Mörder des 16-jährigen Palästinensers Mohammed Abu Khdeir, muss für lebenslänglich plus 20 Jahre hinter Gitter. Auf lebenslänglich stehen in Israel 25 Jahre Haft. Ben-David gilt als Anführer von insgesamt drei Tätern, die im Sommer 2014 den jungen Abu Khdeir zunächst entführten und kurz darauf lebendig verbrannten.

Zwei zum Zeitpunkt des Verbrechens noch minderjährige Täter waren bereits im Februar zu lebenslänglicher, respektive 21-jähriger Haftstrafe verurteilt worden. Das Gericht legte zudem eine Wiedergutmachungssumme von jeweils knapp 7.000 Euro fest, die sie an die Familie Abu Khdeirs zahlen müssen.

Am letzten Tag des Verfahrens zeigte Ben-David doch noch Reue. Er entschuldigte sich bei der Familie Abu Khdeir für die Tat, die er in geistiger Umnachtung begangen habe. Das Jerusalemer Bezirksgericht hatte zuvor den Antrag der Verteidigung auf Unzurechnungsfähigkeit ihres Klienten abgewiesen. „Zum Zeitpunkt des Verbrechens, war der Angeklagte nicht psychotisch, er verstand, was er tat und war in der Lage, sein Handeln zu kontrollieren“, begründete das Gericht.

Abu Khdeir war auf dem Weg zum Morgengebet in der unmittelbaren Nähe seines Elternhauses im Ostjerusalemer Bezirk Schoafat entführt worden. Die Geiselnehmer hatten bereits am Vortag vergeblich versucht, einen erst sieben Jahre alten Jungen zu entführen. Mohammed Abu Khdeir zwangen sie dazu, Treibstoff zu trinken. Dann zündeten sie den Jugendlichen in einem Waldstück bei Jerusalem an.

Die Familie fordert, die Häuser der Täterfamilien abzureißen

Die ultraorthodoxen jüdischen Täter erklärten, mit dem Verbrechen die Entführung und Ermordung dreier junger Thora-Schüler rächen zu wollen, die unmittelbar zuvor tot aufgefunden worden waren. Die breitangelegte militärische Suche nach den drei jüdischen Teenagern, der gewaltvolle Protest im Westjordanland und schließlich der Mord an Abu Khdeir, gekoppelt mit gewalttätigen Protesten im Westjordanland und dem Raketenbeschuss der islamistischen Hamas, entfachte am 8. Juli 2014 den siebenwöchigen Gazakrieg.

Mehr als 2.100 Palästinenser starben damals bei den Angriffen der israelischen Luftwaffe und der Bodentruppen. Auf israelischer Seite fielen 66 Soldaten bei den Kämpfen, sechs Zivilisten kamen bei den Raketenbeschüssen ums Leben.

Hussein Abu Khdeir, der Vater des ermordeten Mohammed, kommentierte das Urteil mit Skepsis und forderte eine Garantie dafür, dass die Mörder seines Sohnes nie wieder in die Freiheit entlassen werden. „Ich habe eine Wunde in meinem Herzen, die nicht heilt, seit Mohammed verbrannt wurde.“ Nach Ansicht der Familie, müsse Israel zudem die Wohnhäuser der Täterfamilien abreißen, so wie bei palästinensischen Attentätern in der Regel verfahren wird.

Der junge Abu Khdeir ist inzwischen offiziell als Terroropfer anerkannt worden. Das Urteil könnte richtungsweisend für den Prozess gegen den 21-jährigen Amiram Ben-Uliel sein, dem Hauptangeklagten im Mordfall dreier Mitglieder der Dawabshe-Familie aus Duma. Bei einem Brandanschlag waren im Juli des letzten Jahres das Ehepaar Dawabshe und ihr erst 18 Monate alter Sohn Ali getötet worden.

Ben-Uliel muss sich seit Januar zusammen mit zwei weiteren noch minderjährigen Angeklagten vor Gericht verantworten. Prozessbeobachter rechnen mit einer mehrmals lebenslänglichen Haftstrafe für Ben-Uliel.

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