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Abschiedvon Hansens Koschnick

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Am 4. Mai wird in Bremen der Staatsakt für Hans Koschnick stattfinden, und es kommen berühmte PolitikerInnen aus aller Welt und es wird live im TV übertragen, ab 11 Uhr.

Anschauen sollte man sich das natürlich nicht: Staatsakte sind grundsätzlich langweilig und Bundespräsident Joachim Gauck kommt auch. Wäre er nicht tot, könnte einem Hans Koschnick fast leid tun: Der, 1929 in Bremen geboren und dort am 21. April gestorben, war eine Figur, der man sich verbunden fühlen konnte, ohne ihn näher zu kennen. Sicher auch wegen seiner klugen Ideen und seines politischen Weitblicks: „Die These vom ‚Nicht-Einwanderungsland‘ ist Fiktion“, sagte er etwa bereits 1978, lange bevor sich seine Partei und der DGB in dieser Sache sicher waren. Vielleicht aber mehr noch wegen seiner Neigung zu spöttischen Bonmots, ein Genre, das bei Staatsakten leider zu fehlen pflegt. Es macht Spaß, sie auszugraben, denn auch wenn sie ein wenig kryptisch geworden sind, hat sich viel ihrer zart-ironischen Schönheit erhalten: „Ich könnte in Bremen Helmuts Schmidt spielen“, hat Koschnick mitten in den 1970er-Jahren gesagt. „Dies mache ich aber nicht.“

Letztlich hat auf offiziellen Trauerfeiern nichts von Interesse Platz. Unerwähnt bleiben Einsichten, Witze und Niederlagen des Toten – wie, dass es der kroatische Mob war, der 1996 Koschnicks Administratoren-Mission in Mostar beendete. Und niemand erzählt die wirklich lustige Geschichte von der verpatzten Senatswahl von 1975, mit Grund: Ein Staatsakt ehrt die Funktion, und weniger, wie der Mensch, der sie erfüllt hat, durch sie hindurchschien. Aber vielleicht ist es trotzdem richtig, daran zu erinnern. bes

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