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Dom-Ponys scheu gemacht

MORAL Tierschützer haben auf dem Dom gegen das Ponyreiten protestiert – dabei haben sich kleine Kinder verletzt. Durften sie soweit gehen?

Wo Tiere involviert sind, gibt es immer das „Risiko“, dass sie sich natürlich verhalten. Das bedeutet, dass sie sich erschrecken, wenn jemand mit einem Flatterband auf sie zu rennt. Es würde normalerweise auch bedeuten, dass sie sich ängstigen und dementsprechend reagieren, wenn sie mitten in der Hamburger Innenstadt auf dem Dom herumlaufen, wo sie Effektgeräuschen, einem permanenten Gedudel, dem Gebrabbel von LosverkäuferInnen und kreischenden Menschen ausgesetzt sind. Dafür aber sind die armen Säue, beziehungsweise Ponys, schon viel zu abgestumpft. Dass sie sich immer noch erschrecken können, macht Hoffnung.

Ohnehin ist es unverständlich, warum dieser anachronistische Brauch des Ponyreitens auf Großevents noch erlaubt ist. Mit „artgerecht“ hat es nichts zu tun, wenn Ponys tagein, tagaus im Kreis durch den Vergnügungsterror trotten, mechanisch, wie Roboter. Es ist die Versinnbildlichung einer geknechteten Existenz. Für eine moderne Großstadt wie Hamburg ist das peinlich. Es ist rückständig und zeigt, dass es ihr egal ist, dass Tiere gequält werden, solange der Tourismus brummt.

Dass ein paar Tierschützer die einzigen sind, die etwas dagegen unternehmen, ist eine Schande. Dass sie dabei Kinder in Gefahr gebracht haben, ist bedauerlich. Dass es zu Verletzten kam, zeigt jedoch vor allem, dass selbst die apathischen Ponys Lebewesen sind – und die neigen nun einmal zum Durchdrehen, wenn sie gequält werden. Die Qual besteht aber in diesem Fall im Betrieb, nicht in dessen Störung. Das Leid stillschweigend zu ertragen, ist auch keine Lösung. Katharina Schipkowski

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