: Auch "pro bono" hat seinen Preis
Kommentar
von Stefan Alberti
McKinsey macht nicht alles umsonst
Pro bono“ nennt sich das Engagement, mit dem das Beratungsunternehmen McKinsey dem Senat im Flüchtlingsmanagement ausgeholfen hat, ohne dafür etwas zu berechnen. „Pro bono“, das ist die Kurzform von „pro bono publico“, zum Wohl der Öffentlichkeit. McKinsey ist bei Weitem nicht das einzige Unternehmen, das sich derart engagiert. Dass das im konkreten Fall sehr helfen kann, haben die Flüchtlinge erfahren. Die Frage ist nur: Ist Pro-bono-Tätigkeit wirklich nur uneigennützig?
Diese Frage ist am Mittwoch im Abgeordnetenhaus bei der Befragung zum jüngsten – bezahlten – Auftrag an McKinsey aufgekommen. Hat es dem Unternehmen bei der Auftragsvergabe wirklich keinen Vorteil verschafft, schon mehrere Monate eingearbeitet zu sein, Umstände und Zahlen zu kennen? Senatskanzleichef Böhning hat das bei der Befragung bestritten – und doch liegt ein Zusammenhang nahe.
Es wäre ja auch nicht gerade unlogisch, eine Firma weiterarbeiten zu lassen, die schon gezeigt hat, dass sie etwas auf dem Kasten hat. Nur entspricht das nicht der reinen Lehre der Auftragsvergabe, die eben nicht nach dem Motto „Man kennt sich“ erfolgen soll – selbst wenn das ein solides Ergebnis garantieren kann.
Man muss auch kein Zyniker sein, um zu bezweifeln, dass sich jedes Unternehmen aus reiner Menschenfreundlichkeit in seinem Leitbild einer „corporate social responsibility“ verschreibt und Pro-bono-Arbeit anbietet: Es hat auch etwas mit einem positiven Erscheinungsbild zu tun.
Bedeutet das nun, Pro-bono-Offerten von Unternehmen ablehnen zu müssen, weil sie den Wettbewerb verzerren oder weil es blamabel für den Staat ist, sich derart aushelfen lassen zu müssen? Das wäre fatal, denn die Flüchtlinge am Lageso etwa wird es wenig interessiert haben, wer die Abläufe besser als zuvor organisierte. Hauptsache, es ging schneller voran.
Das soll nun nicht heißen, dass der Zweck alle Mittel heiligt. Aber unterm Strich sollte die Einsicht stehen, dass auch Pro-bono-Arbeit ihren Preis hat.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen