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Grillen gegen Gentrifidings

VIERTEL-Fest

Mit Flohmarkt und Essständen, Redebeiträgen und Musik „Gegen Yuppisierung und Umstrukturierung der Schanze“: Das war das Motto, als 1988 das erste Schanzenfest im Hamburger Schanzenviertel gefeiert wurde. Als alternativ und nicht-kommerziell versteht sich das alljährliche Fest bis heute. Und wenn es am kommenden Samstag, zwischen Karfreitag und Ostersonntag, das nächste Mal stattfindet, haben es wieder die BewohnerInnen des Viertels und politische Gruppen selbst organisiert – und, das ist inzwischen ebenso Tradition, bei den Behörden wiederum nicht angemeldet.

Was mit dem Üblichen bricht, ist der österliche Termin. Eigentlich stets im Spätsommer abgehalten, wurde das Fest vorverlegt, und das hat einen aktuellem Anlass: eine neue Welle von Gentrifizierung und Vertreibung im Viertel.

Im Jahr 2013 bereits erwarben die Immobilienhändler Maximilian und Moritz Schommartz den „Schanzenhof“, eine frühere Montblanc-Fabrik mitten im Quartier, die unter anderem auch das Kino „3001“ beherbergt. Um Mieterhöhungen von 8,50 je Quadratmeter auf 14 Euro durchzusetzen, kündigten die neuen Eigentümer einigen Mietern: der Drogenhilfeeinrichtung „Palette“ und der „Kulturetage“. Auch den Pachtvertrag mit dem Bio-Restaurant und Übernachtungshaus „Schanzenstern“ ließ man ausgelaufen, um dann diesen Teil des Gebäudes neu zu vermieten: an den Betreiber des Hotels „Fritz im Pyjama“ in der Nachbarschaft sowie des Hostels „Pyjama-Park“ an der Hamburger Reeperbahn.

Unter der Losung „Solidarisch gegen Rassismus und gegen kapitalistische Stadtentwicklung“ wird das nun leicht in „Schanzenfrühjahrsfest“ umgelabelte Event – wie bereits in den vergangenen zwei Jahren – rund um den Schanzenhof abgehalten. Denn der langjährige Austragungsort, auf dem Schulterblatt direkt vor der seit 1989 besetzten autonomen „Roten Flora“, war zuletzt zunehmend zur Bühne für abendliche Krawalle zwischen Partyvolk und Polizei geworden. KVA

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