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Im Einsatz für gute Kleidung

Ehrung Die Frauenrechtlerin Gisela Burckhardt bekommt den Anne-Klein-Frauenpreis der Böll-Stiftung

Brückenbauerin und Frauenrechtlerin: Gisela Burckhardt Foto: Stephan Roehl

BERLIN taz | „Och“, sagt Gisela Burckhardt, „was soll ich da jetzt groß sagen?“ Sie wandere gerne, oder lese oder so. Mit Fragen nach ihrer liebsten Freizeitbeschäftigung sollte man ein Gespräch mit der Frauenrechtlerin also nicht beginnen. Besser mit dem Thema Textilbündnis von Entwicklungshilfeminister Gerd Müller. Mit Verve verteidigt sie ihre Teilnahme an dem Prozess, in dem Textilindustrie und -handel, Nichtregierungsorganisationen und Wirtschaftsverbände mit der Politik nach neuen Regeln für die Produktion und den Verkauf von Kleidung in Deutschland suchen. Das gab es noch nie. Ob der Prozess Ergebnisse bringen wird, ist offen. „Trotzdem sehr wichtig“, sagt Burckhardt.

Für ihr Engagement für Frauen und soziale Menschenrechte vor allem in der Textilindustrie ehrt die Heinrich-Böll-Stiftung die geschäftsführende Vorsitzende der Frauenrechtsorganisation Femnet heute mit dem Anne-Klein-Frauenpreis. Den mit 10.000 Euro dotierten Preis vergibt die grünennahe Stiftung seit 2012, diesmal mit der Begründung, die Geehrte sei „eine Brückenbauerin zwischen den Konsumentinnen und Konsumenten in Europa und den Herstellenden in Indien, Bangladesch und Kambodscha“. Konsequent kämpfe Gisela Burckhardt dafür, Frauen weltweit zu ihrem Recht auf faire und existenzsichernde Arbeit zu verhelfen. „Auf allen Ebenen macht sie bewusst, dass unsere schnelllebigen Shoppingtrends, all die billigen Blusen, Hosen und Shirts, die sich im Neonlicht der Geschäfte auf Tischen türmen, ihren Preis haben“, so die Jury. Derzeit arbeitet Burckhardt daran, dass Spinnereien in Indien das „Sumangal-System“ beenden. Darin werden Mädchen besonders brutal ausgebeutet, 14-Jährige schuften in Nachtarbeit für ein Taschengeld – „grauenhaft“, so Burckhardt. Ihre Karriere in der Entwicklungszusammenarbeit hat sie klassisch begonnen, war für die Vereinten Nationen und die damalige GTZ in Nicaragua und in Pakistan. Dort arbeitete sie in einem Projekt, das brennholzsparende Öfen für afghanische Flüchtlinge organisieren wollte.

Zurück in Deutschland, bekam sie ihre beiden inzwischen erwachsenen Kinder, begann, entwicklungspolitische Gutachten zu schreiben, um nach einigen Jahren wieder aufzubrechen, diesmal nach Äthiopien. Nach ihrer Rückkehr: Ernüchterung. „Entwicklungszusammenarbeit vor Ort ist immer nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt Burckhardt, „das wollte ich nicht mehr.“ Sie erkannte, dass wahrer Wandel bei den Konsumenten und den Unternehmen in den Industrieländern ansetzt. Diesen Ansatz verfolgte auch die Kampagne für saubere Kleidung, die die gesamte Wertschöpfungskette der Kleidung in ihrem weiten Blick hat. Femnet ist eine der Trägerorganisationen der CCC.

Wahrer Wandel setzt in den Industrie­ländern an

Wenn Giesela Burckhardt mal nicht in Sachen Textilindustrie, sondern für den eigenen Kleiderschrank unterwegs ist, geht sie gerne zu dem kleinen Bonner Label Alma & Lovis. Deren Sachen seien „schick“, sagt sie, „und sozial und ökologisch hergestellt“. So richtig Freizeit ist bei ihr eben auch das Shoppengehen nicht. Heike Holdinghausen

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