: Kohlekraftwerk wird weggewedelt
Vattenfall Hamburger Umweltbehörde lehnt Großkraftwerk im schleswig-holsteinischen Wedel ab. Suche nach Ersatz läuft. Bis dahin soll Kohlemeiler für strengere Emissionswerte aufgerüstet werden
Ein neues Großkraftwerk im schleswig-holsteinischen Wedel lehnt Hamburgs grüner Umweltsenator Jens Kerstan ab. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, Alternativen für den Ersatz des abgängigen Kohlekraftwerks in Wedel zu finden“, sagte Kerstan der taz am Montag. „Unser Ziel ist es, kein neues Großkraftwerk zu bauen.“
Hamburg hält seit dem Volksentscheid über die Rekommunalisierung der Energienetze von 2013 mit 25,1 Prozent eine Sperrminorität an der Fernwärme-Gesellschaft, die auch das Kraftwerk Wedel betreibt. Vattenfall hält noch 74,9 Prozent.
2019 soll die Betreiberschaft vollständig in den Besitz der Stadt übergehen. Bis dahin müssen wichtige Entscheidungen von Stadt und Konzern einvernehmlich getroffen werden – und der Ersatz für Wedel ist eine energiepolitische Grundsatzentscheidung für die nächsten 40 Jahre. Deshalb will Kerstan die Fernwärmeversorgung umwelt- und klimafreundlicher ausrichten. „Dafür prüfen wir konkret einen Mix aus verschiedenen Lösungen: dezentrale Anlagen, Erneuerbare Quellen und Biomasse sowie industrielle Abwärme“, so der Umweltsenator.
Im Dezember war eine Entscheidung über die Investitionen von etwa 450 Millionen Euro für ein neues Kraftwerk verschoben worden. Deshalb muss der fast 60 Jahre alte Kohlemeiler Wedel noch bis mindestens 2021 in Betrieb sein und Kohlendioxid ausstoßen, um etwa 180.000 Haushalte mit Fernwärme zu versorgen.
Voraussetzung ist jedoch, dass der Energiekonzern den betagten Meiler so ertüchtigt, dass er die ab 2017 geltenden schärferen Grenzwerte für Schadstoffemissionen einhält. Um die 70 Millionen Euro dürfte das wohl kosten. Aber die Aussicht, dass sich das rentiert, ist gering: „Klar ist für uns, dass die von Vattenfall angekündigten Notreparaturen nichts an dem Plan ändern, das Kohlekraftwerk so früh wie irgend möglich vom Netz zu nehmen“, stellt Kerstan klar. Sven-Michael Veit
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