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„Der Browser ist ein Motor“

Digitalisierung „Wir versilbern das Internet“ zeigt Menschen 65+ die Welt der Tablets, Apps und Co

Dagmar Hirche

Foto: Kolja von der Lippe

59, ist Vorsitzende und die Initiatorin des Vereins Wege aus der Einsamkeit, der Senioren unterstützt.

taz: Frau Hirche, was haben Sie zuletzt getwittert?

Dagmar Hirche: Das war was vom Abendblatt über eine Befragung der Hamburger Senioren. Ich twittere täglich zwei bis zehn Tweets über den Accout des Vereins. Wir haben auch eine eigene Facebook-Seite, auf der wir regelmäßig posten. Dabei dreht sich alles rund um das Thema Alter. Privat nutze ich nur Facebook, aber durch meine Aktivität über den Verein weiß ich immer, was los ist.

Warum brauchen Senioren das Internet?

Sie können sich mit dem Smartphone die Welt nach Hause holen, wenn sie nicht mehr mobil sind. Angebote wie Online-Sprechstunden wirken dem Ärztemangel auf dem Land entgegen und sorgen dafür, dass Senioren länger in ihren eigenen vier Wänden wohnen können. Unsere ältesten Teilnehmenden waren zwischen 90 und 94 Jahre alt. Sie haben alle Übungen geschafft. Viele rufen dann: „Hach, ich habe zum ersten Mal in meinem Leben eine Homepage aufgerufen“.

Was lernen die Teilnehmenden bei Ihnen?

Beim Projekt „Wir versilbern das Netz“ lernen wir zuerst das „Einmaleins“, also Vokabeln wie Browser, Whatsapp, Provider etc. Dann wird geübt, wie man die Tastatur öffnet, Websites aufruft, sich ins W-Lan einwählt und Apps herunterlädt. Wir gehen auf googlemaps.com oder bahn.de und planen Routen oder Wanderungen. So sehen die Teilnehmenden, welchen Sinn die neue Technik überhaupt hat. Facebook beispielsweise würde hier schon zu weit führen. Das ist eher für Leute, die mit dem Internet schon vertraut sind, denn die Sicherheit und die Privatsphäre der Menschen liegt uns sehr am Herzen.

Wie erklären sie die Medien?

Mit Geduld! Ältere Menschen kriegen immer zu hören „Mach das so und so, das habe ich dir doch schon drei Mal gesagt“.Das ist falsch. Ich lasse die Senioren alles selber machen und passe mein Vokabular an. Ältere Menschen kennen viele Wörter gar nicht. Die erkläre ich sehr bildhaft und ohne komplizierte technische Erläuterungen. Die helfen nämlich nicht. Der Home-Button ist beispielsweise der „Nach-Hause-Knopf“, der einen immer dahin zurückbringt, wo man gestartet ist. Der Browser ist wie ein Motor, der das Internet zum losfahren bringt. Das merkt sich jeder.

Interview:Leonie Habisch

Vortrag „Wir versilbern das Netz. Das 1x1 der Tablets und Smartphones für Menschen 65+“: 10:30 Uhr, Macromedia-Hochschule, Gertrudenstraße 3