kommentar: Eva Przybyla über Bremer Bildungspolitik: Schritt für Schritt ins Chaos
„Wir müssen jetzt Schritt für Schritt vorgehen“, sagte gestern die Bildungssenatorin auf der Personalversammlung der Bremer Schulen. Doch schrittweise Lösungen für komplexe Probleme sind leider keine Lösungen. Das stellte schon 1989 Dietrich Dörner in dem entscheidungstheoretischen Standardwerk „Die Logik des Mißlingens“ fest.
Dörners Charakterisierung für komplexe Systeme lässt sich sehr gut auf die Bremer Bildungspolitik übertragen: Es ist komplex, weil es mehrere Zentren und AkteurInnen umfasst. Bildungspolitik spielt sich in Kitas, allen Formen von Schulen und Ausbildungsplätzen ab. Das Bremer Bildungssystem wird nie ganz erfasst, da zukünftige Entwicklungen nicht exakt vorhergesagt werden können. Es ist dynamisch, denn schon jede Schule für sich ändert sich Tag für Tag. Diese Änderungen passieren zu allem Übel für die Senatorin auch noch gleichzeitig und sind miteinander vernetzt.
Zum Beispiel hat die Qualität der Unterbringung von minderjährigen Flüchtlingen, besonders der unbegleiteten, Auswirkungen auf deren schulische Leistungen. Der aktuelle LehrerInnenmangel hat Folgen für die Ausbildung der jetzigen SchülerInnen. Deshalb muss Politik komplexe Konzepte erarbeiten, in denen wichtige, zusammenhängende Faktoren erkannt und gleichzeitig reguliert werden. Sonst geht es schrittweise –ins Chaos.
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