: Verlust der Deutschen Bank weitaus höher als erwartet
Finanzen Kosten für Rechtsstreitigkeiten und Abfindungen sorgen für Rekord-Minus
Verantwortlich für den Megaverlust sind die hohen Rechtskosten, mit denen die Bank nach einer Reihe von Skandalen wie Marktmanipulationen und Beihilfe zur Steuerhinterziehung rechnet. Dafür hat sie 5,2 Milliarden Euro zurückgestellt. Im Sommer hatte Vorstandschef Anshu Jain seinen Posten für den damaligen Aufsichtsrat John Cryan räumen müssen.
Der erste Verlust seit 2008, dem Jahr der Finanzkrise, sei ernüchternd, so Cryan jetzt in einem Brief an die Mitarbeiter. „Die genannten Belastungen sind jedoch die Konsequenz aus den notwendigen Entscheidungen, die wir im Rahmen der Strategie 2020 getroffen haben“, heißt es weiter.
Die Bank zieht sich aus vielen Märkten zurück, schließt etliche Standorte und trennt sich von der Tochter Postbank. Sie baut weltweit 15.000 von 100.000 Stellen ab, in Deutschland sinkt die Zahl um 4.000 auf 41.000 – für Abfindungen veranschlagt die Bank rund 800 Millionen Euro. Gleichzeitig sollen Tausende Mitarbeiter für die Modernisierung der maroden IT eingestellt werden. An der umstrittenen Investmentsparte, die für Marktmanipulationen und andere teure Skandale verantwortlich ist, hält Cryan fest.
Details über weitere Schritte will die Deutsche Bank nicht mitteilen. Die würden erst am kommenden Donnerstag bei der Präsentation der Geschäftszahlen 2015 durch den Vorstand bekannt gegeben, sagte ein Sprecher. Er bestritt, dass die Bank die Verlustmeldung aus PR-strategischen Gründen vorab veröffentlicht hat. Als börsennotiertes Unternehmen sei die Deutsche Bank dazu verpflichtet, von den Markterwartungen abweichende Erkenntnisse sofort publik zu machen. Der Kurs der Deutschen-Bank-Aktie ist nach Bekanntgabe des Rekordverlusts erwartungsgemäß stark eingebrochen. Anja Krüger
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