Liebhaber-Projekt: Die Astra-Stube: Der Underground-Verein

Die Astra-Stube wechselt die BetreiberInnen. Am Konzept ändert sich nichts: Der Underground-Flair bleibt dem Laden unter der Sternbrücke wohl erhalten

Mit dem Ausblick kann keine Panorama-Terrasse der Stadt mithalten: Die Sternbrücke bei Nacht Foto: Miguel Ferraz

HAMBURG taz | Eigentlich kann das Konzept gar nicht aufgehen: „Wenn Du hier 80 Gäste hast, ist der Laden ausverkauft und Du hast gerade mal 560 Euro eingenommen“, rechnet Lion Isele vor. „Davon musst Du die Band bezahlen, dazu kommen Kosten für Techniker, Kassen- und Barschichten und die Miete.“ Ein bisschen was kommt natürlich durch den Getränkeverkauf rein. Aber Profit kann man mit der Astra-Stube nicht machen.

Trotzdem hat sich jetzt ein Team aus 10 Menschen zusammengefunden, das den Club unter der Sternbrücke in Zukunft weiter betreiben will, nachdem die bisherigen BetreiberInnen ihn vor Kurzem abgegeben haben – in Form eines Vereins. Das Konzept bleibt das Gleiche: Noch unbekannte Bands spielen kleine Konzerte jenseits vom musikalischen Mainstream. Musikalisch ist über Elektro, Punk, Ska, Pop oder Reggae alles möglich. Viel Eintritt kostet es nie.

Im Sommer hatte die bisherige Betreiberin Pferdestall GmbH angekündgt, sich von der Astra-Stube trennen zu wollen. Die Pferdestall GmbH hatte die Astra-Stube 2006 übernommen und betreibt außerdem das Kulturhaus 73 am Schulterblatt, die Pony Bar am Hamburger Uni-Campus sowie das Klubsen in Hammerbrook.

Für die Astra-Stube habe er einfach keine Kapazitäten mehr, sagt Falk Hocquél, einer der beiden Geschäftsführer der Pferdestall-GmbH. Nur sehr mühevoll sei der Laden kostendeckend zu betreiben. Nachdem sie den Laden jahrelang durch die anderen Clubs subventioniert hätten, sei er jetzt froh über die Nachfolge-Lösung.

Existiert seit 1999 unter der Sternbrücke an der Max-Brauer-Allee 200.

Das Konzept: Wenig bekannte Bands aus Hamburg, Ulm, New York oder sonst wo spielen vor höchstens 100 Menschen. Mehr passen nicht rein.

Die Sternbrücke inklusive der darunter liegenden Räume gehören der Deutschen Bahn; die will die Brücke sanieren.

Das bedeutet das Ende der Clubs Astra-Stube, Waagenbau und Fundbureau. Auch der benachbarte Beach Club Central Park und der Waagenplatz Zomia müssen dann weg.

Die neuen BetreiberInnen wissen, worauf sie sich einlassen: Ein Geschäft, bei dem sie im besten Fall finanziell mit plus-minus Null rauskommen. Fast alle von ihnen sind schon lange mit der Astra-Stube verbunden, haben dort vorher als TontechnikerInnen oder an der Bar gearbeitet. „Wir wollten verhindern, dass hier irgendeine Cocktail-Bar oder ’ne normale Kneipe hinkommt“, sagt der 26-jährige Lion Isele. Der Verein solle sicherstellen, dass sie wenigstens kein Minusgeschäft machen.

Für fünf Euro im Monat kann man Fördermitglied werden und so dazu beitragen, dass die Miete an die Deutsche Bahn bezahlt werden kann, der die Räume unter der Brücke gehören. Im Dezember hat der Astra-Stuben-Verein einen Soli-Monat veranstaltet: Bands wie Abramowicz, Matula und Herrenmagazin spielten ohne Gage. Von dem eingenommenen Geld konnte das Astra-Stuben-Team den Laden renovieren.

Obwohl es so gut anfängt mit den neuen BetreiberInnen, ist das Ende der Astra-Stube schon lange in Sicht: Die Deutsche Bahn will den Komplex schon seit Jahren sanieren. Der Brückenüberbau ist von 1925 und die angrenzenden Kasematten von 1890. Für eine längerfristige Nutzung seien die Kasematten in diesem Zustand nicht geeignet, sagt Bahn-Pressesprecher Egbert Meyer-Lovis. Dass die Clubs nach der Sanierung wieder einziehen könnten, schließt er aus.

2009 hatte die Bahn den MieterInnen schon einmal gekündigt: Die Astra-Stube, der benachbarte Club Waagenbau und das gegenüberliegende Fundbureau sollten wegen Sanierungsarbeiten schließen. Die Sternbrückenclubs hatten dies mit der Kampagne „Rettet die Sternbrücke“ verhindert.

Die aktuellen Mietverträge laufen noch bis 2017 – die Bahn ließ aber durchblicken, dass vor 2020 nichts passiert. Lion Isele ist optimistisch. „Der Spirit im Team ist da und ich glaube, es wird geil.“

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.