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Unter einem Dach

Synergie Ein Projekt soll queere Forschung, Bildung und Kultur in Berlin konzentrieren

Berlin war in den Goldenen Zwanzigern so etwas wie die Welthauptstadt der Queerness, so Jan Feddersen, Vorsitzender des Vereins Queer Nations und Redakteur der taz. Noch heute verfüge die Stadt über den weltweit größten Wissensbestand schwul-lesbischer Geschichte. „Berlin hat einen großartigen Fundus, der noch nicht akquiriert wurde und Arbeit für die nächsten zehn bis dreißig Jahre liefert“, sagt auch Tom ­Schreiber, verfassungsrechtlicher ­Sprecher im Abgeordnetenhaus.

Doch das Thema werde in der Hauptstadt noch immer stiefmütterlich behandelt. Nun plant die Initiative Queer Nations ein Projekt, das queere Forschung, Bildung und Kultur in Berlin konzentrieren und auch prominent präsentieren soll.

In Zusammenarbeit mit dem Lesbenarchiv Spinnboden, dem Schwulen Museum, der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft und dem Institut für Sexualwissenschaften der HU Berlin will der Verein ein Elberskirchen-Hirschfeld-Haus gründen, in dem queere Archive, Wissenschaften und Ausstellungen unter einem Dach zusammenkommen sollen. Berlin müsse sich wieder als queere Hauptstadt positionieren, wie Sabine Balke, Geschäftsführerin des Lesbenarchivs Spinnboden, am vergangenen Freitag im Abgeordnetenhaus mitteilte.

Bunt und vernehmlich

Mit dem Elberskirchen-Hirschfeld-Haus soll ein Ort entstehen, der international wahrgenommen wird. Das Haus soll die Funktion eines Leuchtturms bekommen, der „bunt und vernehmlich wie ein Regenbogen strahlt“ – auch über Berlins Grenzen hinweg. Laut Stefan Evers, Vizefraktionschef der CDU im Abgeordnetenhaus, sei das Projekt ein wichtiger Baustein für die Identität der Hauptstadt. Für diesen Leuchtturm halte man bereits Ausschau nach einer Immobilie im Herzen der Stadt. Auch das Schwule Museum soll dann in das Gebäude umziehen. Die verschiedenen Archive sollen innerhalb des Hauses bestehen bleiben. Pläne, die Sammlungen zusammenzulegen, gebe es nicht. Das entspreche auch dem Charakter der Initiativen.

„Wir erhoffen uns aber Synergieeffekte“, sagt Balke. Geplant seien gemeinsame Veranstaltungen, Tagungen und Ausstellungen. Das Parlament habe bereits die Weichen für das Projekt gestellt. Bis 2019 wolle man das Vorhaben in seinen „wesentlichen Zügen“ umsetzen.

Mareike-Vic Schreiber

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