: "Ein klares Jein"
Showkampf Zwei Kabarettisten liefern sich einen ironisch religiösen Schlagabtausch
44,Kabarettist und Theologe mit ostwestfälischem Migrationshintergrund
taz: Herr von Rosenberg Lipinsky, sind der Islam und das Christentum so verschieden?
Lutz von Rosenberg Lipinsky: Nein, natürlich nicht. Es gibt viele Parallelen zwischen den Religionen. Aber historisch haben sie sich sehr unterschiedlich entwickelt. In dem Programm streite ich mich in einer ironischen Weise mit Kerim Pamuk in vielen Disziplinen. Etwa: „Wer hat das größere heilige Buch?“ Oder: „Wer hat das bessere Paradies?“
Warum so eine klare Grenze zwischen den Religionen?
Wir setzen uns bewusst voneinander ab und wollen die Unterschiede herausarbeiten. Gleichzeitig wollen wir aber auch mit Gemeinsamkeiten überraschen, die Niemand erwartet.
Aber sind Religionen in einer aufgeklärten Gesellschaft noch zeitgemäß?
Diese Frage ist der Impuls der unseren Showkampf eröffnet. Die Diskussion über Religion war in Deutschland eigentlich beendet. Jetzt zwingen Fundamentalismus oder die Flüchtlingsfrage zu einer neuen Debatte. Eigentlich müssten die Kruzifixe in den Klassenzimmern genauso abgehangen werden, wie dass ein türkischer Vater seine Tochter zum Schwimmunterricht bringen muss. Die Debatte über Religion ist spannender als vor 20 Jahren.
Ist Ihr Programm mit Kerim Pamuk durch die aktuellen Ereignisse beeinflusst?
Dazu ein klares Jein. Wir wollen uns dem Kern beider Religionen nähern, unabhängig von der Tagespolitik. Aber natürlich spielen Salafismus und Fundamentalismus auch eine Rolle. Sie sind aber nur eines der Phänomene von Religion, die wir beschreiben.
Was sind heikle Themen in dem Schlagabtausch?
Wir sprechen sehr deutlich über religiös politische Konflikte. Aber die Religion wird hier oft missbraucht. Unser Programm soll die Politik von der Religion freisprechen, denn sie ist nicht exklusiv für Gewalt da.
Ihr Soloprogramm heißt „Angst.Macht.Spass“. Wovor haben Sie Angst?
Ich habe tatsächlich Höhenangst. Ich behandle aber politische Phobien, wie die Angst vor Terrorismus oder Atomkraft. Von diesen bin ich zum Glück frei. JSO
„Brüder im Geiste – Kabarett zwischen Koran und Kruzifix“ – mit Kerim Pamuk. 20 Uhr, KITO, Vegesack
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen