: „Wir zeigen nur Interessantes“
NACHWUCHS Zum 13. Mal beginnt jetzt in Hannover das internationale Filmfestival „Up and coming“. Warum die Arbeit mit werdenden Talenten immer noch Freude macht, erklärt Gründer und Leiter Burkhard Inhülsen
taz: Herr Inhülsen, Sie sind Kunstlehrer an einem Gymnasium in Hannover – und einer der dienstältesten Filmfestivalleiter hierzulande.
Burkhard Inhülsen: Wir haben 1982 das erste bundesweite Schülerfilmfestival gestartet und wollten es, weil es so aufwändig war, auch nur einmal machen. Doch es war dann solch ein irrer Erfolg, dass wir gleich im nächsten Jahr das zweite veranstaltet haben. Um kreativ arbeiten zu können und Sachen neu zu entwickeln, brauchten wir Zeit, deshalb fand das Festival von seiner dritten Ausgabe an alle zwei Jahre statt. 1991 haben wir dann weltweit ausgeschrieben und dementsprechend unseren Namen geändert. Die Zielgruppe ist aber die ganze Zeit gleich geblieben: jungen Filmemacher zwischen sieben und 27 Jahren.
Wie alt ist denn der jüngste Teilnehmer in diesem Jahr ?
Mittlerweile ist es ja nichts Besonderes mehr, wenn Achtjährige Filme auf ihrem iPad zusammenschneiden. Der jüngste Teilnehmer im aktuellen Programm, dessen Film auch neben einem Studentenfilm bestehen kann, ist zehn Jahre alt.
Sie zeigen diesmal 156 Arbeiten aus 35 Ländern. Wie finden Sie interessante Nachwuchsfilme, sagen wir: in Nepal?
Über die Jahre haben wir ein weitverzweigtes Netzwerk aufgebaut. All jene, die hier mal ihre Filme vorgestellt haben, blieben dem Festival verbunden. Und machen dann für uns den Nachwuchs in ihren Ländern ausfindig. Wir hatten schon immer einen Schwerpunkt Asien mit vielen Filmen aus Japan, China, Thailand oder Indien. Irgendwie ist dann die Information über uns in Nepal gelandet, dann haben die sich von sich aus gemeldet.
Eingereicht wurden ja noch sehr viel mehr Filme: stolze 3.004 waren es bei diesem Mal. Ist jeder von denen auch gesichtet worden?
Natürlich, das macht sonst auch kaum ein Festival –dafür brauchen wir dann ja auch die zwei Jahre. Aber wir müssen so viele Filme ansehen, um daraus ein Programm zusammenzustellen. Denn wir zeigen nur interessante, künstlerisch überzeugende Filme. Das können auch Erstlingswerke sein, die alles andere als perfekt sind, aber es muss einen Ansatz von ernsthafter filmischer Arbeit geben.
65, gründete 1982 das „erste bundesweite Schülerfilmfestival“ und leitet bis heute das daraus hervorgegangene Nachwuchsfestival „Up and coming“.
Besteht die Hauptaufgabe Ihres Festivals darin, Talent zu finden und zu fördern?
Es ist ein großes Treffen des Nachwuchses. Und es gehört zu unserem Konzept, dass der Dialog und die Kommunikation eine wichtige Rolle spielen. Die jungen Leute sehen gegenseitig ihre Filme an, lernen sich kennen und dabei entstehen dann neue Projekte. So hat ein Inder hier eine Filmemacherin aus Bulgarien kennengelernt, anderthalb Jahre später haben die beiden in Indien einen Kinofilm auf die Beine gestellt. Uns macht es immer noch Spaß, weil wir es mit jungen Menschen zu tun haben, voller Energie, Kreativität und Begeisterungsfähigkeit.
Interview: HIP
13. „Up and coming“-Filmfestival: 19 bis 22. November, Pavillon Kulturzentrum, Hannover
http://up-and-coming.de
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