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Für Frankreich und die Freiheit

Anteilnahme Tausende zeigen in Berlin ihre Trauer um die Pariser Terroropfer. Das Brandenburger Tor leuchtet in den Farben der Trikolore blau, weiß, rot. Muslimische Verbände distanzieren sich von Attentaten

Aus Berlin Uta Schleiermacher und Pascal BeuckerundUta Schleiermacher und Pascal Beucker

Es sind deutliche Worte, die Joachim Gauck findet. „Wir leben in Zeiten, in denen wir Opfer einer neuen Art von Krieg beklagen“, sagt Bundestagspräsident Gauck am Sonntag bei der zentralen Gedenkstunde zum Volkstrauertag im Bundestag. Von Krieg hatte nach den Anschlägen von Paris zuerst der französische François Hollande gesprochen. Nun also auch Gauck. Und er gibt sich nicht minder entschlossen. „Wir beugen unser Haupt vor den Toten, niemals aber beugen wir uns dem Terror“, sagte der Bundespräsident. Die Täter müssten wissen: „Die Gemeinschaft der Demokraten ist stärker als die Internationale des Hasses.“

Vor der französischen Botschaft ein paar hundert Meter vom Reichstag entfernt haben sich Trauernde versammelt. Es dauert einen Moment, doch dann folgen fast alle der Aufforderung und nehmen die beiden neben ihnen stehenden Personen an die Hände. Ganz gleich, ob bekannt oder fremd. Minutenlang bilden mehrere hundert Menschen so am Sonntagmittag auf dem Pariser Platz einen großen Kreis. Andrea Henao, Initiatorin der Aktion, hatte die Anwesenden kurz zuvor aufgefordert, einen „Block gegen Terrorismus“ zu bilden. „Erst Beirut, jetzt Paris: Wir wollen zeigen, dass wir keine Angst haben“, sagt sie.

Wie schon tags zuvor sind auch am Sonntag wieder Tausende zur französischen Botschaft am Brandenburger Tor gekommen, um der Opfer der Anschläge in Paris zu gedenken. „Ich bin zum ersten Mal bei so etwas“, sagt ein junger Mann, als er eine Kerze abstellt. Wie viele andere fotografiert er den rund 30 Meter langen Streifen aus Blumen, Kerzen und Botschaften. „Religion kann nicht töten“, steht auf Französisch auf dem größten Transparent.

Im Nieselregen drängen sich die Menschen, verharren mit gesenkten Köpfen und lesen die Botschaften. „Ihr habt keine Religion. Ihr seid feige Mörder. Berlin trauert mit Paris“, steht auf einer Pappe. „Nous ­sommes Paris“, auf einer anderen: Wir sind Paris. Das Brandenburger Tor in unmittelbarer Nach­barschaft leuchtet in den Farben der Trikolore Blau, Weiß, Rot. So wie schon Anfang des Jahres nach dem Anschlag auf das Satiremagazin Charlie Hebdo. Die Menschen dagegen sind meist dunkel oder schwarz gekleidet.

Am Samstag waren es bis zu 2.000 Menschen, die sich in stillem Gedenken versammelt hatten. In der Mitte des Platzes stellten sich Mitglieder des Deutsch-Tunesischen Vereins mit mehreren Kindern auf und hielten Schilder hoch: „Wir sind Muslime. Wir sind gegen Terror“.

Das ist auch der einheitliche Tenor der Erklärungen, mit denen die muslimischen Verbände in Deutschland auf den Terrorakt in Paris reagierten. „Wir, die Muslime in Deutschland, werden es nicht zulassen, dass Verbrecher glauben, sie handelten nach dem Willen Gottes“, verkündete der Bundesvorstand der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB). „Diese Angriffe sind auch ein Angriff auf unsere Gesellschaft und unsere Werte.“

Von „orchestrierten Kriegs­attacken gegen die Menschlichkeit“ sprach der Zentralrat der Muslime (ZMD). „Wir sind tief erschüttert über diesen feigen und perfiden Massenmord“, sagte der ZMD-Vorsitzende Aiman Mazyek.

„Erst Beirut, jetzt Paris: Wir wollen zeigen, dass wir keine Angst haben“

Andrea Henao am Brandenburger Tor

Auch der Verband der Islamischen Kulturzentren verurteilte die Anschläge scharf: „Wir hoffen, dass in einer so schwierigen Zeit die französische Gesellschaft mit ihrer religiösen und ethnischen Pluralität zusammenhält und sich von Terroristen nicht polarisieren lässt.“

Als „unentschuldbare Barbarei“ bezeichnete das Oberhaupt der Ahmadiyya Mulim Jamaat Religionsgemeinschaft, Hadhrat Mirza Masroor Ahmad, die Anschläge. Für Kemal Ergün, den Vorsitzenden der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş, müsse die Antwort darauf lauten: „Noch stärker zusammenrücken und unbeirrbar an dem festhalten, was uns stark macht: unsere freiheitlich pluralistischen Werte.“

Am Montag will der Koordinationsrat der Muslime mit allen in der Islamkonferenz vertretenen Verbänden über weitere Reaktionen beraten.

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