Günter Schabowski gestorben: Worte, die Geschichte wurden

Er schrieb Geschichte – mit wenigen Worten auf einer Pressekonferenz. Günter Schabowski löste den Mauerfall aus. Nun ist der einstige SED-Funktionär gestorben.

Porträt Schabowski

Günter Schabowski im Jahr 1991. Foto: imago/Werner Schulze

BERLIN dpa | Vor 26 Jahren verkündete er fast beiläufig die Öffnung der Mauer. Nun ist der Ex-SED-Funktionär Günter Schabowski in einem Berliner Pflegeheim im Alter von 86 Jahren gestorben, wie seine Witwe Irina Schabowski der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag mitteilte. Schabowski war seit langem schwer krank, wurde betreut und trat nicht mehr öffentlich auf.

Als Mitglied des Politbüros hatte er am 9. November 1989 für eine Weltsensation gesorgt: Er verkündete auf einer Pressekonferenz die Öffnung der Berliner Mauer. Als SED-Politbüro-Mitglied hatte er eine neue DDR-Reiseverordnung vorgestellt, nach der künftig Reisen in den Westen erlaubt werden sollten.

Auf Nachfrage stammelte Schabowski vor laufenden Kameras: „Das tritt nach meiner Kenntnis... ist das sofort... unverzüglich“. Die Nachricht machte rasend schnell die Runde, noch in der Nacht fiel die Mauer.

Schabowski, der dann 1990 aus der SED-Nachfolgepartei PDS ausgeschlossen wurde, bekannte sich im Gegensatz zu vielen anderen DDR-Politgrößen zu Mitverantwortung und moralischer Schuld. Die DDR sei ein untaugliches System gewesen und an sich selbst zugrunde gegangen, sagte er.

Das Berliner Landgericht verurteilte ihn im August 1997 als Mitverantwortlichen für das menschenverachtende DDR-Grenzregime zu drei Jahren Haft wegen Totschlags. Der Bundesgerichtshof bestätigte das Urteil. Schabowski wurde im September 2000 begnadigt und nach weniger als einem Jahr aus dem offenen Vollzug aus dem Berliner Gefängnis Hakenfelde entlassen.

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