piwik no script img

E-Reader-Verkauf gestopptKindle kommt nicht mehr gut

Großbritanniens größte Buchhandelskette nimmt die digitalen Lesegeräte von Amazon aus den Ladenregalen. Und ersetzt sie durch – gedruckte Bücher.

Raus aus dem Regal: Der Kindle E-Reader ist bei Waterstones nur ein Ladenhüter. Foto: imago/Thomas Eisenhuth

Berlin taz | 2012 war Waterstones eine Partnerschaft mit dem amerikanischen Online-Versandkonzern Amazon eingegangen, um dessen digitales Lesegerät in seinen Filialen zu vertreiben. Jetzt hat die Buchhandelskette das Ende dieser Kooperation verkündet, wie das Branchenmagazin The Bookseller berichtet. Die freiwerdende Verkaufsfläche will Waterstones für die Auslage von Taschenbüchern und Hardcover nutzen.

Geschäftsführer James Daunt erklärte gegenüber The Bookseller, dass „der Absatz von Kindles kläglich ist, sodass wir schon in immer mehr Läden die Verkaufsfläche einschränken mussten”.

Daunt weiter: „Es scheint so ähnlich zu sein wie bei einem dieser unerklärlichen Bestseller: In einem Augenblick geht er stapelweise über den Ladentisch, im nächsten Moment schätzt du dich über jedes einzeln verkaufte Buch glücklich, weil so endlich Platz für etwas Neues geschaffen wird. Klar, manchmal kommen solche Bestseller auch noch mal zurück, aber im Fall von Kindle scheint sich das nicht abzuzeichnen.”

Der Waterstones-Geschäftsführer begründete den Schritt, den Kindle aus seinem Sortiment zu nehmen, auch mit dem Weihnachtsgeschäft des vergangenen Jahres, als der Verkauf von gedruckten Büchern um fünf Prozent anstieg, offensichtlich auf Kosten des E-Readers.

Eine Sprecherin von Amazon sagte dagegen zu The Bookseller, dass in Großbritannien sowohl der Verkauf seiner Lesegeräte als auch die Zahl der Standorte, an denen Kindles und Fire Tablets angeboten werden, weiter steige. Man sei damit zufrieden. Die Tablets seien in 2.500 Filialen diverser Einzelhandelsunternehmen erhältlich – vom Drogeriekonzern Boots bis zur Supermarktkette Tesco. Buchläden waren in der Aufzählung der Sprecherin allerdings nicht enthalten.

„Kaum noch Erstkäufer von E-Books-Readern“

Pfeift Amazon mit seiner Positivbilanz im Walde? Erst 2014 hatte Sony die Produktion seiner E-Book-Reader eingestellt, den firmeneigenen Onlinestore für E-Books geschlossen und seine Kunden auf die Online-Plattform Kobo verwiesen.

The Bookseller schreibt, dass der Boom von Druckerzeugnissen und die Flaute beim Verkauf digitaler Lesegeräte beileibe nicht auf Waterstones beschränkt sei. Von Nielsen Bookscan veröffentlichte Zahlen zeigten, dass der Buchumsatz auf der Insel in den ersten 36 Wochen diesen Jahres im Vergleich zur selben Periode des Vorjahres um 4,6 Prozent angestiegen sei. Es sei das erste Mal seit 2007, dass der Buchmarkt ein solches Wachstum erfahre.

David Prescott, Geschäftsführer von Blackwell‘s, einer weiteren britischen Buchhandelskette, bestätigte, dass seine Filialen dagegen weniger digitale Lesegeräte umsetzten. Blackwell‘s hat den Barnes & Noble‘s Nook E-Reader im Sortiment. „Wir sehen nicht viele Erstkäufer eines E-Readers. Wenn, dann ersetzen die Kunden ihr altes Gerät durch ein neues, aber das war‘s auch schon”.

Als Gründe für das wieder florierende Geschäft mit der Holzversion von Sachbüchern und Romanen geben Buchhändler die Erholung der britischen Wirtschaft, regere Aktivitäten der Verleger oder die schärfere Profilbildung der Buchhandlungen an, aber auch, dass in der Buchbranche die Angst vor der „E-Books“-Bedrohung schlichtweg abgenommen habe. Allerdings läuft es für die Buchhandelsketten auch nicht durchweg rund. Waterstones selbst wird demnächst eine Filiale in Birmingshams Innenstadt aufgeben. In das sechsstöckige Gebäude soll dann ein Apple Store einziehen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Es gibt mittlerweile schon zu viele ehemalige Kunden, denen Amazon ihre Kindelbücherrei gelöscht hat, und zwar aus nicht nachvollziehbaren gründen. Das ist sicherlich der Grund dafür, dass sich kaum noch jemand ein Kindelbuch anschaffen möchte. Sowas spricht sich herum und man liest das vermehrt im Netz. Das Amazon Gewinne gemacht hat, liegt an seinen äußerst engagierten Händlern, die Amazon leider beklaut. Auch hier ist das Netz voll von Händlern, denen Amazon die Ware und Kontobestände geklaut hat. Leider ist Amazon jegliches Gefühl für Menschen, grade den arbeitenden Menschen, abhanden gekommen. Ich freue mich schon jetzt auf den Fall und die Zerschlagung von Amazon.