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Kinder, Augen aufim Straßenverkehr!

Schulweg Radfahren ist gesund, sagt der BUND. Doch laut Polizei passieren so die meisten Unfälle

„Ziel ist, dass mehr Kinder zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule kommen“

BUND-Projektleiterin Gabi Jung

Richard schüttelt den Kopf. „Nee, einen Unfall hatte ich noch nicht auf dem Schulweg“, sagt der Elfjährige. Sein Kumpel Marek auch nicht. „Nur im Urlaub bin ich mal gestürzt, weil es rutschig war“, sagt der. Richard und Marek fahren nach der Schule zusammen mit dem Fahrrad nach Hause. Die Sechstklässler gehen in die Elisabeth-Shaw-Grundschule in Pankow.

An diesem Tag kommen ihre Räder auch in der Schule zum Einsatz. Polizisten haben auf dem Schulhof einen Parcours aufgebaut. Richard und Marek fahren über Wippen und umkurven rote Hütchen. „Aktionstag: Zu Fuß zur Schule“ steht auf dem Stundenplan. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hat das Projekt 2004 ins Leben gerufen. 13.000 Kinder aus 60 Grundschulen machen dieses Jahr mit.

„Unser Ziel ist, dass mehr Kinder zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule kommen, “, sagt BUND-Projektleiterin Gabi Jung. Radfahren und Laufen sei sicherer, gesünder und umweltschonender, als mit dem Auto gebracht zu werden. Das Geld für das Projekt kommt von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung: 45.000 Euro sind es dieses Jahr. Damit finanziert der BUND Arbeitsmaterial für die Aktionstage, die am 2.Oktober enden.

Alle Kinder haben an diesem Vormittag bunte Stempel auf den Handrücken. Sie zeigen, wie sie zur Schule gekommen sind. Grün bedeutet öffentliche Verkehrsmittel. Die Stempel werden gezählt, Schüler werten sie im Computerraum aus. „So integrieren wir die Verkehrserziehung in den Unterricht“, sagt Schulleiterin Petra Herre.

Das Ergebnis: Gut die Hälfte der Schüler geht zu Fuß, ein Drittel nimmt das Rad. Herre ist stolz, dass nur vier Prozent ihrer Schüler mit dem Auto gebracht werden. Doch sind Laufen und Radfahren wirklich die besseren Alternativen? Laut Statistischem Bundesamt verunglückten 2014 in Deutschland rund 9.000 Kinder auf dem Fahrrad innerhalb von Ortschaften. 6.500 kamen zu Fuß im Straßenverkehr zu Schaden. Demgegenüber stehen nur 5.600 Kinder, die als Mitfahrer im Auto einen Unfall hatten. In Berlin zählte die Unfallkasse (UKB) im vergangenen Jahr 2.740 Unfälle auf dem Schulweg. Dabei waren Fahrradunfälle am häufigsten, sagt Christina Caliebe vom UKB. Die Polizei wird noch deutlicher: „In Pkws können ordnungsgemäß „gesicherte Kinder am gefahrlosesten Wege zurücklegen“, sagt Polizeisprecher Thomas Neuendorf. „Seit 2002 wurde in Berlin kein Kind mehr als Pkw-Insasse getötet.“

Also doch lieber das Auto? So einfach ist es nicht. „Werden Kinder häufig gefahren, lernen sie nicht, sich sicher im Verkehr zu bewegen“, gibt Neuendorf zu bedenken. Wichtig sei, dass Eltern mit ihren Kindern üben, alleine zur Schule zu gehen. Gabi Jung vom BUND kennt weitere Gründe dafür, das Auto stehen zu lassen: „Kinder werden selbstständiger, wenn sie alleine oder mit Gleichaltrigen unterwegs sind.“ Und: „Es ist umweltfreundlich und gesund.“

Der Kompromiss ist, dass Kind ein Stück mit dem Auto zu bringen, aber 300 Meter vor der Schule abzusetzen. Dafür vorgesehene „Hol- und Bringzonen“ gibt es zum Beispiel an der Reinhardswald-Grundschule in Kreuzberg. Die Zonen stehen Eltern von sieben bis neun Uhr zur Verfügung. Julian Rodemann

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